Volltext: Aus der Praxis ([Bd. 5])

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die Künstlernamen in Vergessenheit. Der Führer weiss 
sie nicht, und bei den trostlosen Machwerken fragt 
niemand mehr danach. Die Brustbilder der letzten 
Inhaber des erzbischöüichen Thrones sind offenbar 
nicht nach der Natur, sondern nach retouchierten 
Photographien gemalt. 
Die drei allerletzten der Reihe sind dann über- 
haupt nicht mehr gemalt worden, sie hängen in 
blanken Photographien da. Auf Befragen erklärt der 
Führer, dass in der sehr wohlhabenden Stadt, die 
zweihunderttausend Einwohner zählt, Bildnismaler 
nicht mehr existierten. Die letzten Ölbilder wären 
von einer Mallehrerin nach Photographien angefertigt. 
Seit die würdige Dame, die Nichte des drittletzten 
Kardinal-Erzbischofs, verstorben sei, würden keine 
Bildnisse mehr gemalt.- 
So ist die Kunst, die in alten Zeiten eine Stellung 
am erzbischötlichen Hof hatte, auch hier der Photo- 
graphie gewichen. Statt des Hofmalers müsste es 
einen Hofphotographen geben, und vielleicht führt 
einer der Lichtbildner der Stadt wirklich diesen Titel. 
Was hier eng zusammengedrängt die geschlossene 
Sammlung von Bildnissen der Erzhischöfe offenbart, 
spielt sich ganz gleichlaufend in der unendlich umfang- 
reicheren Sammlung von Bildnissen deutscher Hand- 
werkermeister ab, die das städtische. Museum in Ulm 
aufbewahrt. Aus vier jahrhunderten sind die Bild-
	        
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