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die kleineren, dunkleren Menschen so ausschliesslich
wie vorher die hochgewachsenen blonden.
Im achtzehnten Jahrhundert würde zum Auftreten
und zur Körperhaltung ebensogut die militärische
Uniform wie der geistliche Ornat gepasst haben.
Züge und Gesten sind vornehm, selbstbewusst und
selbstsicher und manchmal etwas hochfahrend. Die
Nachfolger aus dem neunzehnten Jahrhundert blicken
nur gelegentlich mit einem nicht vollständig gebän-
digten Zug von Hochmut, der sich aber mehr im
Ausdruck des Gesichts als in der Haltung des
Körpers fühlbar macht. Die alte Vornehmheit ist
wie ausgelöscht, manche haben etwas Ergebenes oder
gar Demütiges, das beides im achtzehnten jahr-
hundert gar nicht vorkommt.
Die Ziige der alten Aristokraten offenbaren den
beweglichen Geist, der sich im Gespräch mit geist-
reichen Frauen zu behaupten weiss, Weltklugheit und
Weltbildung, die um den Abstand eines Fixsterns von
jeglichem Fanatismus getrennt sind, und an geist-
liches Wesen erinnert nur manchmal von fern ein
leiser Zug verstehender und verzeihender Ironie um
den Mund.
Im neunzehnten ]ahrhundert liegen ganz andere
Eigenschaften und Seelenzustände zu Tage. Eine
gewisse, ich möchte nicht sagen Beschränktheit, dazu
spricht das geistige Leben zu stark, aber doch Be-
grenztheit oder Umschriebenheit, als ob sie alle nur
eine Sache wüssten und dächten, geht durch die
milden und liebenswürdigen wie durch die harten