Volltext: Aus der Praxis ([Bd. 5])

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Individuen, die sich an den Bildnissen ablesen liess, 
erschien die sogenannte politische Geschichte des 
Sprengels so gleichgültig, dass man gar nicht in Ver- 
suchung kam, darnach zu fragen. 
Der erste in der Reihe, ein Prinz aus königlichem 
Geblüt, entstammte einem Gesellschaftszustand, der 
uns so fern liegt wie das Reich der Merowinger, die 
letzten, die als Fürsten der Kirche denselben Rang 
einnahmen und denselben Titel führten, die auf 
ihrem Thron in der Kathedrale noch immer dieselben 
Gewänder trugen und mit denselben uralten Zere- 
monien bedient wurden, waren ausnahmslos Bauern- 
söhne. 
Bis zur französischen Revolution und ein wenig da- 
rüber hinaus haben die Typen, derselben Rasse an- 
gehörig, eine autfallende Verwandtschaft. Es sind 
lauter grossgewachsene Gestalten, deren helle, dicht 
stehende Augen und langes, schmales Gesicht mit der ge- 
bogenen, messerdünnen Nase auch unter der Allongen- 
perrücke das blonde Wesen der Rasse verraten. Keiner 
von allen ist beleibt. Man braucht die Namen auf 
den Schildern nicht zu lesen, um zu erkennen, dass 
sie aus vornehmem, hier und da. wohl gar fürstlichem 
Blut 
stammen. 
Vom Anfang des neunzehnten ]ahrhunderts ändern 
sich die Typen. Die Gesichter werden breiter, die 
Nasen dicker, die Ohremgrösser, dunkle Augen 
blicken bohrend aus braunblassen Gesichtern. An- 
fangs wird diese Reihe wohl noch einmal durch einen 
Kopf des älteren Typus unterbrochen, dann herrschen
	        
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