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Individuen, die sich an den Bildnissen ablesen liess,
erschien die sogenannte politische Geschichte des
Sprengels so gleichgültig, dass man gar nicht in Ver-
suchung kam, darnach zu fragen.
Der erste in der Reihe, ein Prinz aus königlichem
Geblüt, entstammte einem Gesellschaftszustand, der
uns so fern liegt wie das Reich der Merowinger, die
letzten, die als Fürsten der Kirche denselben Rang
einnahmen und denselben Titel führten, die auf
ihrem Thron in der Kathedrale noch immer dieselben
Gewänder trugen und mit denselben uralten Zere-
monien bedient wurden, waren ausnahmslos Bauern-
söhne.
Bis zur französischen Revolution und ein wenig da-
rüber hinaus haben die Typen, derselben Rasse an-
gehörig, eine autfallende Verwandtschaft. Es sind
lauter grossgewachsene Gestalten, deren helle, dicht
stehende Augen und langes, schmales Gesicht mit der ge-
bogenen, messerdünnen Nase auch unter der Allongen-
perrücke das blonde Wesen der Rasse verraten. Keiner
von allen ist beleibt. Man braucht die Namen auf
den Schildern nicht zu lesen, um zu erkennen, dass
sie aus vornehmem, hier und da. wohl gar fürstlichem
Blut
stammen.
Vom Anfang des neunzehnten ]ahrhunderts ändern
sich die Typen. Die Gesichter werden breiter, die
Nasen dicker, die Ohremgrösser, dunkle Augen
blicken bohrend aus braunblassen Gesichtern. An-
fangs wird diese Reihe wohl noch einmal durch einen
Kopf des älteren Typus unterbrochen, dann herrschen