BUNTPAPIERE
Seit unsere Liebhaberbibliothek erscheint, beginnt
man in weiteren Kreisen unserer Vaterstadt sich für den
Bucheinband wieder mehr zu interessieren und Allem,
was dazu gehört, erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden.
Auch dem "Buntpapier", mit dem die Innenseiten der
Buchdeckel und die gegenüberliegende Seite des ersten
eingefügten weissen Blattes beklebt werden.
Man sieht es beim Öiinen des Bandes nur einen
Moment, deshalb kann es wie alle Dinge, die für
gewöhnlich nur fiiichtig wahrgenommen werden, die
Wagentoilette in den offenen Equipagen , die in
Paris, von den Vorübergehenden nur einen blitzenden
Augenblick wahrgenommen, nach dem Bois sausen,
oder wie auf anderm Gebiete die Decke eines fürst-
lichen Saales, zu der man die Augen nur vorüber-
gehend erhebt, ohne Schaden mit gesteigerten Mitteln
instrumentiert werden.
Wo man Bücher mit Liebe behandelt, in England
und Frankreich, wird das Buntpapier oder Vorsatz-
papier so eifrig gepflegt, wie bei uns im vergangenen
Jahrhundert, wo auch wir noch kultivierte Menschen-
klassen besassen.
Aber bei uns in Deutschland ist die Bücher-
liebhaberei, die auch auf die Toilette des Buches
sieht, sehr jung. Und wenn man sogenannte Pracht-
bände auf das Buntpapier prüft, so steht man
fassungslos vor trüben grauen Mustern, auf denen
etwas Gold sich sehr unbehaglich ausnimmt, vor