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Da kommt die Hausweberei wie gerufen.
Auf dem W ebestuhl kann freilich ebensoviel Unfug
angerichtet werden wie mit der Sticknadel, aber
doch vielleicht nicht ganz so leicht.
Wir müssen deshalb wünschen , dass die Haus-
weberei, die noch keine schlechte Überlieferung hat,
nicht von den üblen Gewohnheiten der übrigen Hand-
arbeiten angesteckt wird und vor Allem nicht die
Neigung erhält, die sonst der deutschen Handarbeit
innewohnt, ihr Herz an das Überflüssige zu hängen,
das keinem Gebrauch dient.
Wenn die Sachlage scharf ins Auge gefasst wird,
stellt sich heraus, dass wir sehr viele dringende Be-
dürfnisse im Hausstand haben, die sich mit den Er-
zeugnissen der herkömmlichen Textilindustrie über-
haupt nicht oder nur mit grossen Kosten und vielen
Umständen, meist auch nur durch englische und
französische Waren befriedigen lassen.
Zum Beispiel fehlt es durchaus an geschmack-
vollen Tischdecken, grösseren und kleineren. Ebenso
weiss jeder, der es versucht hat, wie schwierig es ist,
einen in der Farbe und im Muster auch nur erträg-
lichen und dabei leidlich dauerhaften deutschen Stoff
für Möbelbezüge zu ünden. Fusskissen, Rückenkissen,
Thürvorhänge, Fensterkissen bilden weiterhin das
eigentliche Gebiet der Hausweberei. Zu warnen ist
vor kleinen bildartigen Malereien, die nur als Wand-
schmuck aufgehängt werden. Sie fügen sich meist
sehr schwer ein und eine einzige vermag unter Um-
ständen ein ganzes Zimmer unbehaglich zu machen.