Volltext: Vom Arbeitsfeld des Dilettantismus ([Bd. 13])

Sie rücken ihn nicht ins Heroische, sie 
suchen ihn nicht als Fürsten oder Aristokraten 
zu drapieren, sie geben ihm nicht eine weh- 
mütige, weltschmerzliche, lyrische oder roman- 
tische Pose, sondern sie suchen das menschliche 
Wesen schlicht und einfach auszudrücken. Sie 
verschönern ihn auch nicht, weil sie wissen, dass 
jeder Versuch dazu sie von ihrem eigentlichen 
Ziel ablenkt. 
Typisch für diese Auffassung ist das letzte 
Bild Kaiser Wilhelms I. von Lenbach, das bei 
unserem durch die Photographie verwöhnten 
Publikum zunächst Entsetzen erregt: Wir wollen 
ihn in seiner jugendkraft, sagen sie, nicht so 
alt und in sich zusammengesunken. Und dann 
sehen sie gar nicht erst auf die klugen, sinnen- 
den Augen, die mehr als alle anderen Augen 
der Welt gesehen haben, nicht auf die natür- 
liche Haltung, die nur diesem einen Körper 
gehört. 
Typisch dafür sind die Bildnisse Lieber- 
manns, vor allem das von Bürgermeister Peter- 
sen, das die ehrwürdige Gestalt zeigt, wie sie 
dem unbefangenen Beobachter entgegentrat, und 
Kalckreuths Bildnis seiner Frau. 
Aber gelten diese und die gleichstrebenden 
ernsten Künstler  mit Ausnahme Lenbachs  
unserem Volk überhaupt als Bildnismaler? 
Dass dem nicht so ist, dafür müssen wir 
die Gewöhnung an die Photographie mit ver- 
antwortlich machen.
	        
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