Volltext: Vom Arbeitsfeld des Dilettantismus ([Bd. 13])

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dem sie ihnen unsere Photographien zeigen. 
Kann man denn von einem so barbarischen Ge- 
schlechte erwarten, dass es vom Künstler etwas 
wie die Wahrheit Verträgt? Die Gewohnheit, 
sich vom Photographen schmeicheln zu lassen, 
stand beim Publikum dem Künstler überall im 
Wege. 
Und um den Schülern begreiflich zu machen, 
wie gross der Abstand ist, der ein naiv und künst- 
lerisch ernpfindendes Zeitalter von der Epoche des 
ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts trennt, 
wird der Professor seinen Schülern eine Photo- 
graphie von van Eycks Bildnis des Mannes mit 
den Nelken vorlegen, in die er die 77 etwas freund- 
licherea Auffassung hinein und aus der er alle 
Spuren des Alters herausretouchiert hatte. Und 
die jungen Leute werden in ein fröhliches Ge- 
lächter ausbrechen und sich zum Spass einige 
Holbein, Hals und Rembrandt auf das Niveau 
unserer Zeit herabretouchieren. 
Um aber die jungen Leute vor Überhebung 
zu bewahren, wird ihr Lehrer sie dann auf einige 
ernste Künstler des ausgehenden neunzehnten 
Jahrhunderts aufmerksam machen, deren Gewissen 
sich gegen die Konvention aufgebäumt hat, wie 
in seinen Männerbildnissen Lenbach im Anschluss 
an die Alten, auf neuen Pfaden Liebermann, 
Uhde, Hans Olde und Leopold Graf Kalckreuth. 
Wie diese Meister den modernen Menschen 
aufgefasst haben, so muss es auch der Lieb- 
haberphotograph versuchen.
	        
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