Volltext: Vom Arbeitsfeld des Dilettantismus ([Bd. 13])

88 
sein, wie die Landschaft und das Historienbild  
letzteren Ausdruck im weitesten Sinne geno1n- 
men. Das Bildnis sollte unter allen Umständen 
wieder Bild werden. Wie zur Zeit von Holbein, 
Titian, Rubens, van Dyck, Rembrandt, deren 
Bildnisse mindestens gleichen Rang mit ihren 
Historienbildern behaupten, müsste es den Ehr- 
geiz aller führenden Künstler ausmachen, dem 
Bildnis seinen Rang als vornehmste Kunstgattung 
Wieder zu erobern. Freilich macht die Zer- 
fahrenheit, in der wir unsere Künstler aufwachsen 
lassen, das geringe Mass von Können, das wir 
auch bei hohen Begabungen schon als selbst- 
verständlich hinzunehmen pflegen, die ersten 
Schritte überaus schwierig. 
Das Gebiet der Möglichkeiten für das mo- 
derne Bildnis ist unendlich. Die religiöse Ma- 
lerei, die Geschichtsmalerei, die Genremalerei 
haben ihre Zeit. Das Bildnis grossen Stiles ist 
von Zeitströmungen unabhängig, und es dürfte 
die ihm zukommende Führerrolle bald wieder 
übernehmen. Dazu bedarf es aber nicht nur 
der Künstler, sondern eines Staates, der sich 
seiner selbst bewusst ist und das Bedürfnis hat, 
sich auszudrücken, dazu bedarf es eines kultivier- 
ten Publikums, das Aufgaben stellt, nicht bloss 
Aufträge giebt. Diese Elemente aber fehlen 
uns, während der Künstler immer da ist. 
In der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahr- 
hunderts War bei uns die Photographie das 
eigentliche Ausdrucksmittel der Bildniskunst, so-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.