Volltext: Vom Arbeitsfeld des Dilettantismus ([Bd. 13])

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freier Anlehnung an alte Vorbilder, bei letzterem 
mehr aus selbständigem Gefühl. 
Aus der Perspektive kommender jahrhun- 
derte dürfte das unsere in der Bildniskunst nur 
in sehr vereinzelten Erscheinungen sich zur Höhe 
der älteren Epochen erheben. In England, wo 
die Kultur überhaupt von Erschütterungen und 
Verschüttungen, die die Länder des Kontinents 
betroffen haben, verschont geblieben, hat das 
Bildnis ununterbrochen seinen Ehrenplatz be- 
hauptet. Frankreich hat das Bildnis ebensowenig 
vernachlässigt. Aufgegeben wurde es von der 
grossen Kunst nur in Deutschland zu der Zeit, 
als Cornelius und seine Schule herrschten. Und 
noch heute hat es sich von dieser Vernach- 
lässigung nicht erholt, denn die Pflege des Bild- 
nisses im Staats- und Familienleben war unter- 
bunden, und für den geringen Bedarf sorgte nur 
ausnahmsweise ein grosser Künstler. Das Bild- 
nismalen ist zur Spezialität geworden. 
Dies kann nur da ohne Schaden für die 
Kunst geschehen, wo der Bildnismaler monu- 
mentale Aufgaben findet, wie Frans Hals in 
seinen Regentenstücken. Wer nur Brustbilder 
und höchstens Kniestücke zu malen hat, der 
läuft Gefahr zu erstarren. Bei den Holländern 
war das Bildnis unbedingt die führende Kunst- 
gattung, und da wir im wesentlichen denselben 
Boden unter den Füssen haben, so müsste es 
diesen Rang auch bei uns einnehmen. Es müsste 
in demselben Sinne ein künstlerisches Problem
	        
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