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gelegentlich an Pose. Es ist fraglich, 0b die
Menschen Wirklich alle so gut stehen und sitzen
konnten, und 0b sie so schöne Hände so absicht-
lich zur Schau trugen. Selten gehen die Maler,
Wie bei einigen vornehmen F rauenbildnissen und
denen befreundeter Künstler, ins Intime. Aber
vornehmere Bildnisse sind nicht gemalt worden.
Zur selben Zeit trug Holland eine Bildnis-
kunst ganz anderer Art. Niemals ist das Bild-
nis so sehr ein Lebensbedürfnis Weiterer Volks-
kreise gewesen, niemals hat
Fülle von Motiven entwickelt.
GS
eine
ähnliche
Die Holländer haben zuerst den ganzen Kreis
der Möglichkeiten umschrieben, vom Gruppen-
bildnis, das Dutzende von Männern in Lebens-
g-rösse vereinte, vom Familienbildnis bis zu den
kleinen Kabinettstücken von Terburg und den
Miniaturen, die als Schmuck getragen wurden.
Das zweite Haupt der Schule, Frans Hals, War
ausschliesslich Bildnismaler, und das umfassende
Genie der Schule, Rembrandt, vertiefte auch das
Bildnis, Wie in dem wunderbaren vSix am F en-
sterw. Es ist sehr lehrreich, dieses Werk mit dem
Gisze von Holbein im Berliner Museum zu ver-
gleichen. Six steht lesend mit dem Rücken
gegen die Fensteröffnung gelehnt, um mit dem
Schriftstück, das er studiert, das letzte Abend-i
licht auszunutzen, das über ihn hinwegflutend in
den Ecken des vornehmen Gemaches verdäm-
mert. Das Bildnis ist hier so sehr Bild geworden,
dass es in unserem Jahrhundert in Meissoniers.