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Publikum in der Photographie aus dem Wege
gegangen ist, hat es allmählich auch in der Bild-
niskunst zu ertragen verlernt. Es verlangt jetzt
auch vom Künstler, was es beim Photographen
durchgesetzt hat: Schmeichelei.
Unsere Gesellschaft zur Förderung der Ama-
teurphotographie hat die Pflege des Bildnisses
auf ihr Programm gesetzt.
Der Erfolg wird davon abhängen, wie Weit
sich die arbeitenden Mitglieder in ihre Aufgabe
vertiefen.
Dazu gehört das Studium des gesamten Ge-
bietes der Bildniskimst, soweit die Dokumente
vorliegen. Die Aufgabe unserer Zeit lässt um
so schärfer sich formulieren, je besser wir er-
kannt haben, worin frühere Epochen ihr Ziel
gesucht, und wie sie es erreicht haben.
Die Bildnismalerei ist immer Dokument,
selbst WO sie es nicht sein möchte. Sie kann
nichts verhüllen und nichts verbergen. Jede
Grösse und jede Schwäche des Geschlechtes,
dem sie dient, muss sie an den Tag bringen.
Die Geschichte der Bildnismalerei ist Wesentlich
Kulturgeschichte. Sie lehrt uns am unmittel-
barsten, was jedes Geschlecht war oder was es
scheinen wollte. Deshalb kann von einer Ent-
wickelung der Bildnismalerei nicht die Rede sein.
Es findet im Grunde kein Fortschreiten, keine
Steigerung statt, sondern ein immer wiederholtes
Abbrechen und wieder von vorn Beginnen. jede
Generation hat ihr eigenes Ideal und sucht es