76
Wege einzuschlagen. Er kann sich Versuche aller
Art gestatten, die dem Buchbinder zu zeitraubend
und zu kostspielig sind, und er ist in der Lage,
sich von den besten Erzeugnissen nicht nur der
alten Zeit, sondern auch der jüngsten Bewegung
in England und in Dänemark anregen zu lassen.
Wer nicht selber binden Will, kann seinen
Buchbinder Filete für die Goldpressung nach
eigenen Zeichnungen herstellen lassen oder, was
einen Schritt Weiter führt, die künstlerische Be-
handlung des vom Buchbinder aus dem Groben
fertiggestellten Einbandes in die Hand nehmen.
Die ersten derartigen Versuche haben in
Hamburg schon ein erfreuliches Resultat ergeben.
Wer auf diesem Gebiete arbeiten Will, sollte
sich jedoch eins klar machen: das Buch gehört
mit anderen in Reih und Glied auf den Bücher-
bort. Es soll sich dort verträglich benehmen und
seine Nachbarn nicht verletzen. Deshalb darf es
keine Metallbeschläge oder sonstige Verzierungen
in starkem Relief haben. Der Bucheinband ist
zum Schutze des Inhaltes da und soll im Prinzip
nicht selber noch geschützt werden müssen. Er
darf deshalb nicht aus zartem, leicht abnutzbarem
Material bestehen. Besseres Material als Leder
ist immer noch nicht gefunden.
Bucheinbände sich auszudenken, die nur ge-
legt und nicht in den Bücherbort gestellt werden
können, ist ein Anachronismus und rächt sich wie
jede Affektation. Sie sind überall im Wege, und
ihre Reinhaltung erfordert besondere Bedienung.