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sie hier. Vor allem können wir den obersten
Grundsatz lernen, dass das dunkle Leder zu ver-
meiden ist. Liebenswürdigeres als gelbes Kalb-
leder mit reicher Vergoldung und Schildern in
Türkisblau, in zartem Rot oder Grün lässt sich
nicht denken. Die Wahl der Farben fordert ein
eigenes Studium. Hier kann der Liebhaber auf
die Leistungsfähigkeit der Lederfabrikation von
grossem Einfluss werden.
Es kann. nicht ausbleiben, dass sich der
Dilettantismus auch bei uns der Buchbinderei
zuwendet. Dass Bücherfreunde sich ihre Biblio-
thek selber binden, kommt in Deutschland schon
häufiger vor, als man denken sollte. Aber es
fehlt dabei fast immer die Absicht, künstlerisch
zu arbeiten, und dessen bedarf es jetzt gerade.
Denn wir können von unseren Buchbindern
so wenig wie von irgend einem anderen deut-
schen Handwerker erwarten oder verlangen, dass
er nach neuen Formen sucht. Bisher haben sich
unsere Buchbinder mit seltenen Ausnahmen be-
gnügt, nach alten Mustern zu arbeiten. Wer
etwas anderes von ihnen beansprucht, verkennt
ihre Fähigkeit und ihre ökonomische Lage.
Nur der Liebhaberbuchbinder von eigenem
Geschmack und im Besitz zeichnerischen Kön-
nens wird vorläufig bei uns imstande sein, neue