Der Deutsche liebt das Buch nicht mehr.
Er gesteht es zwar nicht gern zu, und wenn
es behauptet wird, pflegt er zu protestieren.
Aber wenn die Bücher in Deutschland ge-
liebt würden, wie bei unseren Nachbarn, würden
wir sie dann nicht geschmackvoller ausstatten
in Lettern und Papier? Würden wir reiche Häu-
ser mit allem Luxus finden, in denen die Biblio-
thek durch einen winzigen Grlasschrank vertreten
ist mit einigen Dutzend üblicher Klassiker in
Kaliko mit wilder Goldpressung?
Nicht immer war es so. Vor hundert Jahren,
als wir ein armes Volk waren, wurde das Buch
anders behandelt. Freilich besassen wir damals
litterarische Interessen, die tiefer und weiter
gingen als heute.
Deutsche Privatbibliotheken, soweit sie über-
haupt vorhanden sind, pflegen schlecht gebunden
zu sein. Wie gering im allgemeinen das Ver-
ständnis für die Freude ist, die der Bücherlieb-
haber auch am Einband hat, davon Wissen
die Wenigen Bücherfreunde ein Lied zu singen.
Achselzucken und Kopfschütteln sind noch die
mildesten Formen, in denen sich die tiefe Miss-
billignng zu äussern pflegt.