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In den Kreisen der Kunstfreunde war man
schnell mit dem Gedanken der Liebhaberbiblio-
thek befreundet geworden. Man sagte sich, es
sei vom Hamburgischen Standpunkt ein sehr
wichtiges Unternehmen, das zugleich für die
künstlerische Bildung reiche Früchte verspräche.
Was den Hamburgern fehlt, ist nicht die
Fähigkeit der Initiative. Wie seit Jahrhunderten
ist der Privatmann in Hamburg heute noch ge-
neigt und imstande, aus eigenem Entschluss auf
neue Ziele zuzustreben, und so wenig wie in
früheren Zeiten pflegt er auf das Vorgehen des
Staates zu warten, wenn es gilt, neue Bedürfnisse
zu befriedigen.
Wohl aber ist in Hamburg ein Element
schwach entwickelt, dessen Vorhandensein allein
den ruhigen, sicheren Fortschritt verbürgt, das
ist die Tradition. jedes Geschlecht pflegte in
Hamburg bisher in allen Dingen von vorn an-
zufangen. Erst die Gründung der stattlichen
Reihe von Instituten, die der Kunst und der
Wissenschaft dienen, hat in unserem jahrhundert
bei uns für viele Gebiete die Möglichkeit einer
Tradition geschaffen. Freilich umspannt ihr Ring
noch lange nicht das ganze Gebiet des Kultur-
lebens.
Die Kraft der Tradition zu stärken, wurde
die Liebhaberbibliothek in erster Linie unter--
nommen.
Man
von der
weiss in Hamburg im ganzen zu Wenig
eigenen Vergangenheit. Nirgends ist