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Ein Hauptaugenmerk wurde auf die künst-
lerische Vertiefung der Bildnisphotographie, auch
der des Berufsphotographenj gerichtet. Denn so
lange Publikum und Photograph im Bildnis durch
Retouche und gar durch den Photokorrektor das
Charakteristische umgehen oder unterdrücken,
wird auch in der Bildnismalerei niemand die
Wahrheit vertragen können. Bei der Kinder-
photographie hat der Amateur bereits Wandel
geschaffen. Das Kind wird von seiner Umgebung
schärfer und besser, weil mit dem Herzen, beob-
achtet, als der Erwachsene. Der Amateur ist
in der Lage, viele Versuche machen zu können,
um den Moment voller Unbefangenheit zu packen,
und ist es ihm gelungen, so wird sein Erfolg
bei den Angehörigen um so grösser, je charakte-
ristischer das Bildnis ausgefallen, und niemand
denkt daran, Retouche von ihm zu verlangen.
Der Berufsphotograph befindet sich dem Kinde
gegenüber in einer sehr viel schwierigeren Stel-
lung. Es fühlt sich fremd in den sonderbaren,
ungewohnten Räumen des Ateliers, verliert seine
lieblichste Eigenschaft, die Hingabe, und ein er-
freuliches Ergebnis ist ein Glücksfall. Wenn die
Retouche dann auch ein Engelsgesicht herstellt,
das Herz der Eltern ist doch nicht ganz zufrieden.
Die Berufsphotographen, deren Kundschaft den
höheren Ständen angehört, klagen bereits ganz
ernsthaft, dass das Kinderbildnis aus ihren Auf-
gaben zu verschwinden beginnt.
Dass sich durch die Thätigkeit des Amateurs