Volltext: Vom Arbeitsfeld des Dilettantismus ([Bd. 13])

und Gerät, und eine Bauerfrau unserer Marschen 
entwickelte in der Stickerei und Weberei oft 
mehr Geschmack, als in sämtlichen Stickerei- 
geschäften einer modernen deutschen Grrossstadt 
vorrätig ist. Doch gilt dies nur für die Land- 
striche, über die eine besonders energisch ent- 
wickelte Stadtkultur ihr Licht ausstrahlte. 
Aus der städtischen Kultur waren diese Ten- 
denzen im Laufe unseres Jahrhunderts verschwun- 
den, die oberen Kreise hatten die künstlerische 
Bildung des Auges aus ihrer Erziehung gestrichen, 
die unteren Schichten, die vom Lande rekrutiert 
werden, hatten aufgegeben, was sie etwa noch 
mitbringen konnten, ohne dafür Neues einzu- 
tauschen. Nur auf dem Lande war ein Nach- 
glanz der alten Kultur erhalten geblieben. 
Forscher, die dies entdeckten, konstruierten 
daraus den Begriff der Volkskunst, und Volks- 
freunde traten mit Bestrebungen auf, diese Volks- 
kunst zu erhalten und womöglich neu zu beleben. 
Das Entsetzen über die furchtbare Öde des 
Gefühllebens, in der breite Schichten unseres 
Volkes dahindämmern, ist sehr begreiflich. Aber 
sollte der Wunsch, den Leichnam der Volkskunst 
zu galvanisieren, irgend eine Aussicht auf Er- 
füllung haben? 
Starke Zweifel sind nicht nur erlaubt, sondern 
geboten, denn lobenswerter Eifer und kostbare 
Kräfte und Mittel sind bisher umsonst aufgewandt 
worden. 
Die ganz neuen ökonomischen Verhältnisse
	        
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