und Gerät, und eine Bauerfrau unserer Marschen
entwickelte in der Stickerei und Weberei oft
mehr Geschmack, als in sämtlichen Stickerei-
geschäften einer modernen deutschen Grrossstadt
vorrätig ist. Doch gilt dies nur für die Land-
striche, über die eine besonders energisch ent-
wickelte Stadtkultur ihr Licht ausstrahlte.
Aus der städtischen Kultur waren diese Ten-
denzen im Laufe unseres Jahrhunderts verschwun-
den, die oberen Kreise hatten die künstlerische
Bildung des Auges aus ihrer Erziehung gestrichen,
die unteren Schichten, die vom Lande rekrutiert
werden, hatten aufgegeben, was sie etwa noch
mitbringen konnten, ohne dafür Neues einzu-
tauschen. Nur auf dem Lande war ein Nach-
glanz der alten Kultur erhalten geblieben.
Forscher, die dies entdeckten, konstruierten
daraus den Begriff der Volkskunst, und Volks-
freunde traten mit Bestrebungen auf, diese Volks-
kunst zu erhalten und womöglich neu zu beleben.
Das Entsetzen über die furchtbare Öde des
Gefühllebens, in der breite Schichten unseres
Volkes dahindämmern, ist sehr begreiflich. Aber
sollte der Wunsch, den Leichnam der Volkskunst
zu galvanisieren, irgend eine Aussicht auf Er-
füllung haben?
Starke Zweifel sind nicht nur erlaubt, sondern
geboten, denn lobenswerter Eifer und kostbare
Kräfte und Mittel sind bisher umsonst aufgewandt
worden.
Die ganz neuen ökonomischen Verhältnisse