lange sie nicht herausgerissen sind, bleibt auch
das Nachdenken ein fruchtloses Kombinieren von
Formeln.
Wenn einer von denen, die eben noch mit
Emphase über die Kunst, was sie soll, was sie
muss, was er von ihr verlangt, geeifert hat
ma11 wird in Deutschland leicht heftig, wenn man
über Kunst redet: fragt die Franzosen, Was dies
Symptom bedeutet wenn einer von den Soll-
und Muss-Ästhetikern vor ein Kunstwerk geführt
wird, dann pflegt er zu verstummen oder Dinge
zu sagen, die ihm die Schamröte in die Wangen
treiben Würden, wenn er Wüsste, was er sagte,
denn er ist im Grunde nur ein Phonograph.
Über Kunst reden ist leicht, aber vor einem
Kunstwerke vermag nur der ein nützliches Wort
zu sagen, der die Leistung zu erkennen imstande
ist. Und das ist sehr schwer, das kann nur der,
der als Künstler nicht in der Routine, sondern
in selbständigem Ringen mit der Erscheinung
schafft, oder der als Kunstfreimd durch lang-
jähriges Studium der Kunst und der Natur sich
in die Materie hineingefühlt hat. Denn alles
kommt darauf an, ob der Beurteiler Qualität zu
erkennen vermag.
Das Publikum sucht die Bethätigung des kri-
tischen Vermögens bei sich und Anderen freilich
meist ganz WO anders: im Fehlersuchen, und es
pflegt gar nicht zu merken, dass es sich damit
im einzelnen Falle den Genuss verdirbt oder ver-
derben
lässt ,
in
der
Wiederholung
die
Genuss-