Vor einem Jahrhundert bot die Litteratur
den bevorzugten Stoff für die Unterhaltung. Das
hat aufgehört. Heute spricht man über Musik,
wenn auch nicht so ausschliesslich wie früher,
und es scheint die Reihe an die bildende Kunst
kommen
Zll
sollen.
Aber noch ist es eigentlich nur ein Vorge-
plänkel. Die Unterhaltung pflegt sich um All-
gemeinheiten zu drehen, um Kunst an sich, um
Richtung. Wer die meist mit Brustton vorgetra-
genen Äusserungen vergleicht, wird mit Staunen
Wahrnehmen, dass fast Alle, ohne sich dessen
bewusst zu sein, wörtlich dasselbe sagen. Wir
sind nicht gewohnt, für unsere Gedanken ein
Ursprungszeugnis zu verlangen.
Wer es mit sich und der Welt ehrlich meint,
sollte nie über Kunst reden. Kunst giebt es in
Wirklichkeit gar nicht. Es giebt nur Kunstwerke.
Freilich ist es leicht,_ über Kunst zu reden,
weil wir so viele fertige Phrasen darüber so oft
gehört und gelesen haben, dass sie in unserem
Gedächtnis haften wie Kletten im Haar und noch
schwieriger daraus zu entfernen sind. Und so