Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

seu der Kunst heraus auch eine demgemäisse Gliederung der Kunst 
als nothwendige abzuleiten und damit Begriff und Wesen derselben 
selbst in principiell bindender Weise zu gliedern. Und warum 
nicht; nur dass im vollen Umfange des Begriffs und Wesens der 
Kunst eben nicht blos die Möglichkeit eine r, sondern sehr vieler 
Gliederungsweisen nach verschiedenen Richtungen inbegriffen 
liegt, wie man auch den Menschen gleich triftig nach verschiede- 
nen Richtungen theilen kann. Indem nun aber der philosophische 
Aesthetikcr seinem speculativen Bedürfnisse in seiner Weise zu ge- 
nügen und dabei die herkömmliche Eintheilung der Künste noch 
festzuhalten sucht, entstehen Versuche, wie deren Lotze in s. Gesch. 
(S. 454  mehrere aufgezählt hat, die ich unglücklich und un- 
fruchtbar nenne, sofern die herkömmliche Unterscheidung der 
Künste gar nicht nach der Consequenz eines tiefsinnigen Systems 
sondern nach einem besonders aufdringlichen Vorwiegen oder Zu- 
sammentreffen bald dieser bald jener äusserlichen Momente ge- 
macht ist, was weder einen klaren, noch scharfen Ausdruck in 
den Abstrusitäten jener Versuche findet. 
In der That ist es ein sehr äusserlicher auf die Natur der Dar- 
stellungsmittel bezüglicher Gesichtspunet, nach dem die gemeinhin 
unterschiedenen Künste von vorn herein in zwei Hauptklassen zer- 
-fallen. Mit diesem trelTen sehr unsystematisch andre Gesichtspuncte 
in Unterscheidung der einzelnen Künste zusammen. Die einzelnen 
Künste gehen wieder durch Zwischenglieder in einander über und 
gehen Verbindungen mannichfacher Art mit einander ein. Die lac- 
tischen Verhältnisse in dieser Beziehung lassen sich mit Klarheit 
verfolgen, und mancherlei interessante Bemerkungen daran knüpfen, 
nur muss man dabei verzichten, mit doctrinär aufgedrungenen Ein- 
theilungsprincipien im Zusammenhange zu bleiben. 
Der Unterschied beider Hauptclassen liegt darin, dass die 
Künste der einen durch ruhende, die der andern durch bewegte 
oder zeitlich ablaufende Formen zu gefallen streben, jene demgemäss 
ruhende Massen so umgestalten oder combiniren, diese solche kör- 
perliche Bewegungen oder zeitliche Aenderungen erzeugen, dass 
der Kunstzvveck erfüllt wird. Zur erstem gehören Architektur, 
Plastik (Skulptur), zeichnende Künste, Gartenkunst, die verschie- 
denen Zweige der Kunstindustrie, WOVOII man die Gesammtheit unter 
dem Ausdruck bildende Künste im weitem Sinne zusammenfassen 
kann; indess man im engem Sinne meist nur die Plastik und
	        
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