Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

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theile des guten Stils, hiemit überhaupt nicht motivirt, hiemit ver- 
werflich ist. Wieder möchte man fragen, warum Stil schlechthin 
der Manier gegenüber nur in gutem, Manier dem Stil gegenüber 
nur in schlechtem Sinne gebraucht wird, da doch die lland dem 
Herzen und der Seele des Künstlers näher liegt, als der Griffel. 
Mögen sich andre an der Aufklärung hieven versuchen. 
Nachdem wir den laegrifflichen Erörterungen über die ver- 
schiedenen Wendungen des Stilbegriües genug gethan zu haben 
glauben, beschäftigen wir uns fernerhin mit der Sache des Stils 
im engeren Sinne oder des guten Stils, wobei auf Manches in frü- 
heren Abschnitten (namentlich XIII. XXII) beiläufig oder kurz Be- 
sproehene eingehender wird zurückzukommen sein.  
Der durch einen guten Stil zu erreichende Vortheil hat zwei 
Seiten. Einmal liegt er in der Klarheit, Deutlichkeit, Bestimmt- 
heit, Leichtigkeit, Unmittelbarkeit, prägnanten Kürze und Schärfe, 
kurz formalen Angemessenheit, womit uns der Sinn oder ide- 
elle Gehalt eines Werkes zum Bewusstsein gebraeht wird, zwei- 
tens in einer Wohlgefäilligkirit der Form, die abgesehen von sach- 
licher wie formaler Angemessenheit, gefallt, und wonach von ver- 
schiedenen gleich angemessenen Darstellungsweisen einer vorge- 
gebenen Idee vorzugsweise die zur Geltung zu bringen ist, welche 
auch ohne Rücksicht auf diese Angemessenheit am bessten gefällt. 
Beide Seiten des Stils haben sich zum grösstmögliehen Vortheil zu 
vereinigen. 
Man mag mit viel Einschachtelungen etwas so richtig sagen 
können, als in klar auseinandergehaltenen Sätzen; aber es ist von 
erster Seite her mehr Stil in letzter Itedeweise. Viel Sätze hintli" 
einander mit demselben Worte anfangen oder schliessen, schadet 
weder der Richtigkeit noch Deutlichkeit, aber es ist von zweiter 
Seite her wider den Stil. 
In einem Bilde kann die Hauptfigur ganz richtig dargestellt 
sein, aber so in den Hintergrund oder zur Seite geschoben, und 
so wenig beleuchtet, dass sie nicht als Hauptfigur erscheint. Es ist 
von erster Seite her ein Fehler gegen den Stil. Unter den ver- 
sehiedenen Weisen, wie ein Gewand fallen kann, gefällt uns, gleich 
viel aus welchem Grunde, die eine Weise besser als die andere. 
Der Stil verlangt von zweiter Seite, dass wir die wohlgefälligere 
vorziehen, insofern sie nicht der sachlichen Angemessenheit zu 
stark widerspricht; denn in der Darstellung einer liederlichen Per-
	        
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