Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

riseher' oder religiöser Bedeutung; wer möchte da Dennefsehe 
Köpfe vertragen, die man freilich überhaupt nur als Kunststücke 
verträgt; wogegen nach Massgabc als die ganze ldee des Bildes 
bedeutungsloscr ist, um so mehr auf die Freude an der gelungenen 
Wiedergabe des Naturdetails zu rechnen, um überhaupt. Freude an 
dem Bilde zu haben. Also durfteja musste Gerhard Dow weiter darin 
gehen als Raphael, und konnte doch auch zu weit darin gehen. 
Der erste Grad der Kunst ist überhaupt der, die Ilauptformen 
zu geben, der zweite höhere, die Hauptformen mit ihrem Detail zu 
geben; aber kein Grad der, wo die Detailformen auf Kosten der 
Hauptformen sich geltend machen oder nur geltend machen wollen. 
Man kann bemerken, dass es Bildwerke giebt, in denen das 
feinste Naturdetail mit bewundernswürdiger Treue wiedergegeben 
ist, ohne dass wir doch einen Naehtheil davon empfinden, viel- 
mehr nur einen Vortheil; das sind daguerreotypisehe und photo- 
graphische Portraits. Aber man kann auch bemerken, dass wir der 
treuen Wiedergabe des Naturdetails hier wie dessen selbst gewohnt 
sind und dass die Schwierigkeit, mit solcher Wiedergabe auch die 
richtige Gesammthaltung des Bildes herauszubringen, für den photo- 
graphischen Apparat nicht eben so wie für den Künstler besteht. 
Unter ähnliche Gesiehtspunete als die Beschränkung der De- 
tailausführung tritt die Weglassung von Nebendingen oder Bedue- 
tion derselben auf blosse Andeutungen, die so- oft namentlich in 
antiken Kunstwerken vorkommt. Theils will man die Aufmerkw 
samkeit auf die Hauptsachen coneentrircn, theils halt man es nicht 
der Mühe werth, viel Fleiss und Kosten auf Darstellung von Neben- 
dingen zu verwenden, theils sind nach der Natur der Kunst die 
Nebendinge überhaupt oft nicht wohl anders als in Andeutungen 
darzustellen, und oft wirken mehrere dieser Motive zusammen. 
Vermeidung handgreiflich scheinenden Reliefs in Gemälden 
Die stilistische Regel, den Schein handgreiflichen Reliefs in 
Gemälden nicht zu weit zu treiben, dürfte von ähnlichen Gesichts- 
puncten wie die vorige Regel abhängig zu machen sein. Dass die 
Malerei nicht vergessen soll, sie sei eine Flächenkunst, will nichts 
sagen; danach müsste sie den Schein des Reliefs ganz verbannen; 
das wird niemand behaupten. Vielmehr man sucht den Schein des 
Reliefs zu erzeugen, findet aber, dass es für eine höhere Kunst- 
wirkung nicht gut thut, den vollen Schein zu erzeugen.
	        
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