Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

zu haben, lasse ich etwas von dem Vortheile nach, den ich in der 
letzten Vollendung jedes einzelnen haben könnte, und führe die 
Federung dieser Vollendung gleich gar nicht in meine Welt ein. 
Zu Vorigem kommt noch, dass der Versuch, es der Natur in 
der Detailausführung gleich zu lhun, ohne sie doch ganz (larin er- 
reichen zu können, mit der Stärke des Haupteindruckes auch gar 
leicht seiner Richtigkeit schadet. In der That: nehmen wir einen 
Kreis, der in einer Menge kleiner Biegungen verlauft, so aber, dass 
die kreisförmige Hauptform doch aus grösserer Entfernung, wo die 
Biegungen für das Auge verfliessen, richtig in die Erscheinung tritt. 
Wer den Kreis mit allen seinen Biegungen zeichnen will, wird die 
Hauptform leichter verfehlen, als wer den Kreis ohne die Biegungen 
zeichnet, und um so mehr wird er berechtigt sein, es zu thun, 
wenn die Biegungen nur störende Zufälligkeiten sind. Da alle 
unsre naehahmende Kunst nur eine Annäherung ist, seist es nicht 
anders möglich, als dass bei jedem kleinen Fleckchen, jedem 
Strichclchen, was wir besonders wiederzugeben versuchen, eine 
kleine Abweichung von der Wahrheit stattfindet und die Summe 
dieser Abweichungen kann leicht eine Besultante gehen, welche 
vom bezweekten llaupteindruck abweicht. " 
Hiegegen giebt es historische Bilder, (so z. B. von Linden- 
schmit), die in der Nähe aus blossen Klecksen zusammengesetzt 
scheinen, und in einiger Ferne einen Ausdruck von plastischer 
Kraft und Lebenswahrheit machen, wie nicht leicht durch eine 
Ausführung zu erreichen ist, welche die Farben- und Form-Be- 
sultanten, die in den einzelnen Kleeksen gegeben sind, noch in 
ihre Componenten aufzulösen strebt. Nur gereicht diesen Bildern 
gegentheils nicht zum Vortheil, dass sie, wenn man nuretwas näher 
tritt, statt durch eine feineAusführung zu erfreuen, sich in ein unrein- 
liebes Geschmiere auflösen. Also lässt sich auch nach dieser Seite 
zu weit gehen, und wird man sich Glück wünschen müssen, dass 
es nicht lauter Bilder giebt, denen man über 3 Schritt vom Leibe 
bleiben muss, um sie nicht abscheulich statt schön zu finden. Im- 
merhin sind sie weit solchen vorzuziehen, welche das Detail ein- 
fach weglassen, statt es in Besultanten zusammenzuziehen, und 
die dann in Nähe und Ferne gleich leer und sehwäehlich er- 
scheinen. 
Gesetzt übrigens, ein Künstler hätte sich (larauf eingeübt, die 
grössunögliche Vollkonnnenheitin Wiedergabe des kleinsten Details
	        
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