Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

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wird natürlich wohl Lhun, nicht weiter in solchen Verletzungen zu 
gezlxen, als er die Gewöhnung daran vornusselzcn kann; eine prak- 
Lischere Regel lässt sich ihm nicht geben, und ein amrioristisch bo- 
stinxlnhares Mass darin überhaupt nicht linden. 
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Als sehr allgemcim: Stihegcl gilt, die Ausführung in Werken 
der bildenden Kunst nicht zu weit zu treiben, ungeachtet man da- 
mit. der NiltUPWtÜlFllOit naher kame. Ueberall in Bildern wie Bild- 
werken lindet sich das mikroskopisch feinste Naturdetail, und oft 
viel mehr als dieses, vernachlässigt, und zwar nicht blos aus Noth- 
wendigkeit, weil man ihm nicht nachkommen kann, sondern aus 
Freiheit. Denn es wird durchschnittlich in grossen Gemälden mehr 
davon vernachlässigt als in kleineren, in historischen Gemälden von 
sogenanntem grosscn Stil verhaltnissmiissig mehr als in genre- 
haften, in Nebenliguren und Nchendingen meistens mehr als 
in llauptligureil und Hauptsaehen; wonach die Vernachlässigung 
noch andere Gründe haben muss, als das äussere Unvermögen 
der Kunst. 
Als nächsten Grund kann man anführen, dass nach Massgabe 
als die Ausführung des Einzelnen vollendeter wird, die Aufmerk- 
samkeit geneigter wird, sich darauf zu beziehen und dadurch be- 
schäftigt zu werden, wodurch dem Hauptcindruck des Ganzen Ein- 
trag geschieht. An sich und unwillkührlich wird die Aufmerksam- 
keit durch jedes Detail getheilt, zerstreut, zersplittert, zugleich aber 
durch die Stellen, wo sich mehr Detail findet, mehr in Anspruch 
genommen, beschäftigt, als durch leere Stellen. So zeigt es sich 
schon in der Natur, in der Kunst aber weit mehr und mit grösserem 
Nachtheil für den Haupteindruck. als in' der Natur, aus dreifachen) 
Grunde. Einmal sind wir eine ins Einzelnste gehende Ausführung 
in der Kunst nicht eben so gewohnt, als in der Natur, werden also 
mehr davon frappirt, dadurch gereizt, indess wir in der Natur so 
zu sagen abgestumpft dagegen sind. Zweitens trägt das früher 
(S. 4-7 IT.) besprochene Interesse an vollkommener Nachahmung der 
Natur in der Detailausführung bei, die Aufmerksamkeit vom ideel- 
len Gehalt, der sich in den lnlauptzügen ausspricht, abzuziehen. 
Drittens macht sich das, was in der Natur als Hauptsache auftritt,
	        
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