Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

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ments; und auf jedem dieser Felder sind verschiedene successive Acte der- 
selben Begebenheit neben einander dargestellte 
nÄUf dem ersten Felde wird 4) Adam von Gott geschaffen, 2) Eva von 
(jott aus einer Rippe des schlafenden Adam geschaffen, 3) Adam und Eva von 
der Schlange verführt, 4) beide durch den Engel aus dem Paradiese vertrie- 
ben. Auf dem zweiten Felde wird l) Cain als Aekersmann, Abel als Hirt 
vorgestellt, 2) das Opfer von Cain und Abel, 3) Todtschlag des Abel durch Cain, 
4) das Gespräch Gottes mit Cain; ähnlich durch alle 40 Fehler fort." 
wEben so ist es in den Malereien von Simone Memmi , Spinello Arctino, 
Benozzo Gozzoli u. A. im Campo santo von Pisa, welche ins llite und täte Jahr- 
hundert fallen, gehalten. So sieht man auf einem Bilde von Benozzo Gozzoli 
(45. Jahrh.) 6 Scenen aus Abrahams Lebensgeschichte und, um ja keinen 
Raum unbenutzt zu lassen, auf demselben Gemälde noch als kleinere Neben- 
scenen verschiedene andre Seencn aus dem patriarchalisehen Hirtenleben 
dargestellt, u. s. WM 
Bei den Kranaclfs kommt (lergleichen mehrfach, bei Holbein selten vor. 
Folgende Beispiele bezüglich antiker Basreliefs entnehme ich aus  
ken's Schrift über das Basrelief. 
Apollonius von Bhodus beschreibt ein Bildwerk, das Wagenrennen des 
Pelops und Oenomaus um die schöne Hippodamia vorstellend. Oenemaus 
stürzt und Hippodamia, seine'l'ochtei', befindet sieh schon aufdem Wagen des 
Pelops. Hiezu bemerkt ein Ausleger, dieses solle nicht anzeigen, dass Hippo- 
damia den Pelops bei dem Kampfe begleitet; sondern der Künstler habe 
beides, den Lauf und den Sieg, That und Erfolg der That, auf einmal zeigen 
wollen.  Auf den vielen Darstellungen des Raubes der Proserpina sieht man 
auf der einen Seite den Räuber, welcher die sich sträubende Jungfrau auf sei- 
nem Wagen entführt, und oft schon die geheimnissvollen Gestalten der geöff- 
neten Unterwelt. In der Mitte ist Proserpina noch mit Blumenlesen beschäf- 
tigt, und am entgegengesetzten Ende erscheint schon die Mutter auf ihrem 
Sehlangenwagen, mit brennenden Fackeln, um die verlorene Tochter zu 
suchen. Alle diese Momente sind durch nichts von einander getrennt; viel- 
mehr sind die sämmtlichen Figuren zu Einer Compesition harmonisch zu- 
sammengeordnet. Oft vereinigen mit jenen sich sogar noch weit mehrere: 
die jungfräulichen Göttinnen, Gespielinnen der Proserpina, Venus und Amor, 
Mercur, die trauernde Tellus, die wehrenden Ströme, der verhüllte 'l'arlarus, 
Heracles und Andre.  Auf dem schönen Sarkophage des Capitoliums, den 
Tod des Meleager vorstellend, ünden sich die dazu gehörigen Momente in zu- 
sammenhängendcr Folge gerade so dargestellt, wie etwa ein epischer Dichter 
die Begebenheit vom entscheidenden Moment anhebend erzählen würde u.s.w. 
Die Einheit der Person kann in doppelter Weise verletzt wer- 
den, so dass dieselbe Person auf demselben Bilde zwei- oder rnehr- 
inals in verschiedenen Ilandlungen vorgestellt wird, was meist mit 
der vorigen Verlelzung der Ranm- und Zeiteinheit Hand in Hand 
geht, oder so, dass in derselben F ignr zwei Personen zugleich vor- 
gestellt werden, z. B. ein Beschützer der Künste porträtirt als
	        
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