dem allgemeinsten Begriffe der Kunst immer untergeordnet bleiben.
Eine strenge Unterscheidung der angenehmen und_schönen von
den nützlichen Künsten oder reine Coordination derselben findet
freilich nicht statt; nur der vorwiegende Gesichtspunct lässt sie
trennen. Denn auch von den Werken der schönen Künste, als wie
einem Drama, einer Musik, einem Gemälde, wird man verlangen
oder wünschen, dass sie ausser dem nächsten und vorwiegenden
Zweck, unmittelbar ein höheres als blos sinnliches Wohlgefallen zu
erwecken, bildend auf den Geist wirken, also durch ihre Folgen
nutzen, umgekehrtvon den .,Werken der nützlichen Künste, als
wie einem Schuh, einem Gefässe, einem Tische, dass sie ausser
dem Nutzen, auf den es in der Hauptsache und zunächst bei ihnen
abgesehen ist, unmittelbar wohlgefällig erscheinen. Auch können
manche Künste sich bald mehr nach der einen, bald mehr nach
der andern Seite wenden, oder beiden Seiten gleichmässig gerecht
zu werden suchen. So namentlich die Rhetorik, die Architektur
und die unter dem Ausdruck Kunstindustrie vereinigten sog. klei-
nen oder technischen Künste, welche sich mit der Verfertigung von
Geräthen, Gefässen, Möbeln, Waffen, Kleidern, Teppichen u. dgl.
beschäftigen, überhaupt einen grossen Theil der nützlichen Künste
unter dem Ansprüche vereinigen, zugleich angenehme oder schöne
Künste zu sein. Wogegen bei andern nützlichen Künsten, als wie
dem Handwerk eines Fleischers, des Essenkehrers, der Kunst des
Zahnarztes u. s. w. jene Voraussetzung desshalb nicht erfüllbar ist,
weil die unmittelbaren Leistungen dieser Künste mehr im Sinne
der Unlust als Lust sind.
In dem engeren Sinne, den die Aesthetik ausschliesslich
festhält und den wir daher unserseits hier festzuhalten haben,
versteht man überhaupt unter Kunst nur die angenehmen und
schönen Künste oder gar nur die schönen Künste, deren Aufgabe
sich dahin bestimmt, das Schöne im engeren Sinne darzustellen,
d. i. durch Verwendung sinnlicher Mittel unmittelbar höhere,
werthvollere Lust als blos sinnliche oder überhaupt niedre Lust
zu erwecken. Wie die Verhältnisse und Dinge in der gemeinen
Wirklichkeit, was man so nennt, d. i. der Natur und dem mensch-
lichen Leben abgesehen von schöner Kunst, liegen, erfüllen sie
selten diesen Zweck rein und vollständig, und so treten die schö-
nen Künste zugleich mit der Absicht einer Ergänzung der gemei-
nen Wirklichkeit und einer Erhebung darüber hinzu.