Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

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gen nicht machen, weil eben erst die Nachahmung der Natur es 
macht; und hierin liegt ein Vortheil der nachahmeuden Kunst vor 
der dadurch nachgeahmten Natur selbst, den ich als solchen nicht 
nur von den Idealisten ganz verkannt, sondern überhaupt fast nie- 
mals recht gewürdigt linde, indem auch die Realisten, welche das 
Wesen der Kunst hauptsächlich in Nachahmung der Natur suchen, 
den Werth der Nachahmung vielmehr nur im Werthe der abgespie- 
gelten Natur als in dem Werthe der Abspiegelung suchen, oder bei- 
des wenigstens nicht klar als unterscheidbare Momente vor Augen 
haben. ü) Sagt doch Herbart (Ges. W. Il. Hi), um der Nach- 
ahmung der Natur durch die Kunst den ästhetischen Werth abzu- 
sprechen: nDiE! Nachahmung ist höchstens eben so schön als das 
Urbild.a lm Gegentheil kann vielmehr ein Schauspieler die Rolle 
eines Bösewichts oder Narren sehr schön geben; man muss nur 
berücksichtigen, dass die Schönheit einer künstlerischen Darstel- 
lung sich nicht blos nach der Beschaffenheit und den eigenen Ver- 
hältnissen ihres Gegenstandes, sondern auch nach dem Verhält- 
nisse der Darstellung zum Gegenstande richtet, und sie nicht nach 
einemdoctrinaren Begriffe von ihrem Wesen, sondern dem im 
Leben gültigen von ihrer Leistung beurtheilen. 
Durch welches Motiv immer die Kunst veranlasst werden 
kann, von der Naturwahrheit abzuweichen, so trägt deren Ver- 
letzung an sich selbst überhaupt nirgends etwas zum Gefallen bei; 
vielmehr befriedigt jedes Kunstwerk um so mehr, je mehr die treue 
Nachahmung der Natur noch mit den durch die Kunst bezweekten 
höheren Vortheilen vereinbar ist, nur dass diese Vereinbarung 
nicht über gewisse Gräinzen hinaus reicht. 
Und was ist es nun, was die aufgezählten mannichfachen 
Nachtheile der Abweichung der Kunst von der Natur so weit zu 
a") Nur bei Burke (Vom Schönen und Erhabenen S. 74) erinnere ich mich, 
einer klaren Unterscheidung und richtigen Würdigung in dieser Beziehung 
begegnet zu sein, indem er sagt: nWenn der im Gedicht oder im Gemälde 
vorgestellte Gegenstand so beschaffen ist, dass wir keine Begierde haben 
würden ihn zu sehen, wenn er wirklich wäre: dann rührt seine Kraft im 
Gemälde oder dem Gedicht lediglich von der Kraft der Nachahmung her und 
von keiner in dem Dinge selbst wirkenden Ursache. So verhält es sich mit. 
den meisten solchen Stücken, die die Maler die stille Natur nennen. In diesen 
ist eine Hütte, ein Misthaufen, sind die niedrigsten und gemeinsten Küchen- 
Rßrälhe vermögend, uns Vergnügen zu machenm 
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