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Rolle ganz aus dem Leben greift, das Gefallen an einem nieder-
ländischen Genrebilde, was eine Schenkenscene getreu nach den
Bedingungen der Wirklichkeit auf der Leinewand wiederspiegelt,
an einer Landschaft, in welcher der Natur ihre feinsten Tinten ab-
gelauscht sind, wesentlich mit ich hüte mich wohl zu sagen,
alle i n auf der Freude an der gelungenen N a chah m un g der
Natur beruht, nicht blos darauf beruht, dass eine interessirende
Scene uns vorgeführt wird, da uns vielmehr die Scene in der Natur
selbst oft wenig interessiren würde, auch nicht blos auf der stil-
vollen Behandlung derselben, da sich vielmehr der Stil sehr zu
hüten hat, nicht Abänderungen zu treffen, wodurch diese Freude
zu sehr verkürzt wird. Wenn es aber Bilder giebt, worin sie doch
sehr verkürzt ist, so müssen sie es, um noch zu gefallen und Ge-
fallen zu verdienen, durch andre Vorzüge vergüten, wie umge-
kehrt der Mangel andrer Vorzüge theilweis durch den hier betrach-
teten vergütet werden kann. Alles darauf zu geben, fällt uns ja
nicht ein.
Mag man nun auch diesem Vergnügen an sich selbst, so wie
es sich ausserhalb der Kunst beweist, keine hohe Bedeutung bei-
legen, und der Kunst nicht zumuthen, es nackt für sich zu erzeu-
gen, so ist es mit diesem wie mit andern Elementen oder Be-
dingungen des Gefallens, deren sich die Kunst zur Hervorbringung
einer gefallenden Totalwirkung bedient, die auch für sich kein
Kunstwerk geben, und doch nach dem Hülfsprincipe im Zusam-
menwirken mit anderen und Eingehen in höhere Bedingungen des
Gefallens mächtig zur Steigerung desselben im Ganzen beitragen.
So auch, indem die gelungene Naturnachahmung sich mit andern
Elementen des Gefallens verbindet, etwa beiträgt, eine, wenn
selbst an sich nur wenig werthvolle oder interessirende Idee an-
schaulich auszuprägen, vermag sie das Gefallen zugleich durch
ihren eigenen Lustwerth zu erhöhen und zwar mehr zu erhöhen,
als nach ihrem Lustwerth für sich vorauszusetzen.
Auch würde es unrecht sein, zu sagen, dass man das Gefallen
an der gelungenen Nachahmung der Natur erst absondern müsse,
um die reine Kunstfreude zu haben; es gehört vielmehr ganz
eigentlich dazu; und jeder Kenner wie Laie wird bei seiner
Schätzung eines Kunstwerkes dadurch mitbestimmt, ja oft haupt-
sächlich dadurch bestimmt.
Natürlich
kann
uns die Natur selbst. das betreffende Vergnü-