Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

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Rolle ganz aus dem Leben greift, das Gefallen an einem nieder- 
ländischen Genrebilde, was eine Schenkenscene getreu nach den 
Bedingungen der Wirklichkeit auf der Leinewand wiederspiegelt, 
an einer Landschaft, in welcher der Natur ihre feinsten Tinten ab- 
gelauscht sind, wesentlich mit  ich hüte mich wohl zu sagen, 
alle i n  auf der Freude an der gelungenen N a chah m un g der 
Natur beruht, nicht blos darauf beruht, dass eine interessirende 
Scene uns vorgeführt wird, da uns vielmehr die Scene in der Natur 
selbst oft wenig interessiren würde, auch nicht blos auf der stil- 
vollen Behandlung derselben, da sich vielmehr der Stil sehr zu 
hüten hat, nicht Abänderungen zu treffen, wodurch diese Freude 
zu sehr verkürzt wird. Wenn es aber Bilder giebt, worin sie doch 
sehr verkürzt ist, so müssen sie es, um noch zu gefallen und Ge- 
fallen zu verdienen, durch andre Vorzüge vergüten, wie umge- 
kehrt der Mangel andrer Vorzüge theilweis durch den hier betrach- 
teten vergütet werden kann. Alles darauf zu geben, fällt uns ja 
nicht ein. 
Mag man nun auch diesem Vergnügen an sich selbst, so wie 
es sich ausserhalb der Kunst beweist, keine hohe Bedeutung bei- 
legen, und der Kunst nicht zumuthen, es nackt für sich zu erzeu- 
gen, so ist es mit diesem wie mit andern Elementen oder Be- 
dingungen des Gefallens, deren sich die Kunst zur Hervorbringung 
einer gefallenden Totalwirkung bedient, die auch für sich kein 
Kunstwerk geben, und doch nach dem Hülfsprincipe im Zusam- 
menwirken mit anderen und Eingehen in höhere Bedingungen des 
Gefallens mächtig zur Steigerung desselben im Ganzen beitragen. 
So auch, indem die gelungene Naturnachahmung sich mit andern 
Elementen des Gefallens verbindet, etwa beiträgt, eine, wenn 
selbst an sich nur wenig werthvolle oder interessirende Idee an- 
schaulich auszuprägen, vermag sie das Gefallen zugleich durch 
ihren eigenen Lustwerth zu erhöhen und zwar mehr zu erhöhen, 
als nach ihrem Lustwerth für sich vorauszusetzen. 
Auch würde es unrecht sein, zu sagen, dass man das Gefallen 
an der gelungenen Nachahmung der Natur erst absondern müsse, 
um die reine Kunstfreude zu haben; es gehört vielmehr ganz 
eigentlich dazu; und jeder Kenner wie Laie wird bei seiner 
Schätzung eines Kunstwerkes dadurch mitbestimmt, ja oft haupt- 
sächlich dadurch bestimmt. 
Natürlich 
kann 
uns die Natur selbst. das betreffende Vergnü-
	        
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