stand selbst keins hat. Ueber die Natur dieses Vergnügens kann
man freilich in Zweifel sein, und an Mehrerlei dabei denken.
Liegt der Grund in der Freude an der überwundenen Schwie-
rigkeit der treuen Wiedergabe? Und eine Schwierigkeit der treuen
Wiedergabe besteht doch. Gewiss ist, dass überhaupt jede Ueber-
windung einer Schwierigkeit durch Wissen, Kraft oder Geschick des
Menschen uns ein Gefühl der Bewunderung und hiemit des Ge-
fallens ahgewinnt. Zwar lässt sich dagegen einwenden, dass uns
ein Kunstwerk gerade am bessten gefällt, wenn wir einer überwun-
denen Schwierigkeit darin gar nicht gewahr werden, es sich viel-
mehr leicht und wie von selbst gemacht zu haben scheint. In-
zwischen wissen wir doch recht wohl, dass das Kunstwerk sich
nicht von selbst gemacht hat und hat machen können; und jeden-
falls der Kenner {indet darin, dass es doch in ge wissem Sinn e
diesen Eindruck macht, den bessten und einzigen Beweis, dass die
Schwierigkeit wirklich vollständig überwunden ist; auch beim
Laien aber könnte ein Gefühl davon unbewusst die Freude an dem
mitbestimmen.
Werke
Oder liegt der Grund vielmehr in der Befriedigung eines ein-
gebornen Nachahmungstriebes, der bei Kindern und Wilden noch
deutlich genug zu Tage tritt denn manche sind ja wahre Affen
der zwar später in der Hauptsache von Erziehungseinilüssen
und höheren Rücksichten überwogen wird, doch sich noch un-
willkürlich bei fehlenden Gegenmotiven geltend macht, wie wenn
wir bei Schilderung einer Bewegung sie unwillkürlich gesticulil-
rend nachahmen , der Kegelschieber ein Stück hinter der Kugel
herläuft u. s. W., auch wohl noch in der Macht der Mode erkenn-
bar ist, und überhaupt beiträgt, Gemeinsamkeiten in der Mensch-
heit zu erzeugen? Könnte nun nicht der eingeborene instinctive
Trieb zur Nachahmung mit einem eben so instinctiven Gefallen
daran in Beziehung stehen, was wenn auch von vorn herein we-
niger rege und leichter von Gegenmotiven überwuchert als der
Trieb, doch bei recht vollkommener Nachahmung zum Durchbruch
käme.
Ich erinnere mich noch aus meiner Studentenzeit, wo ich ein Collegium
der Physik bei Prof. Gilbert hörte, wie derselbe, mit der Kreide vor der
schwarzen Tafel stehend und sich auf einem Beine hin- und bei-wiegend,
jede Bewegung, von der er sprach, aufwärts, abwärts, horizontal, geradlinig,
krummlinig, schwingend, schnell, langsam mit. einem entsprechenden Kreide-