XIX.
aus begrifflichem Gesiehtspuncte.
Die Kunst
Die Kunst in dem engeren Sinne, in dem wir uns hier damit
beschäftigen werden, gehört zu den im höheren Sinne bedeu-
tungsvollsten Factoren des menschlichen Lebens, und ihre Werke
bieten die höchsten und verwickeltsten Anwendungen ästhetischer
Gesetze. Also bildet ihre Betrachtung eine Hauptaufgabe der
höheren Aesthetik. Inzwischen ordnet sich die Kunst in diesem
engeren Sinne einem viel weiter gefassten Begriffe der Kunst
unter, und so wird Einiges über ihre begriffliche Stellung inner-
halb dieses weiteren Kreises vorauszuschicken sein.
Im weitsten, hiemit aber weit über das ästhetische Gebiet
hinausgreifenden, Sinne versteht man nämlich unter Kunst über-
haupt die methodische, d. h. mit bewusster Absicht nach mehr
oder weniger bestimmten Regeln und erlangter Geschicklichkeit
geschehende, Schöpfung von Werken oder Einrichtungen, welche,
Zwecken des Menschen dienen. Handelt es sich nun dabei um die
unmittelbare Erreichung von Lustzwecken (lurch sinnliche Mittel,
so hat man die angenehmen und schönen Künste, die sich von
einander blos durch die Höhe ihrer Leistung unterscheiden, hie-
gegen, wenn eslsich um Zwecke handelt, die nur mittelbar
zur Erhaltung und Föderung des menschlichen Wohles oder zur
Hebung oder Verhütung von Nachtheilen dienen, die nützlichen
Künste, wozu die Handwerke, als wie Schuhmacherkunst,
Töpferkunst, Tischlerei u. s. w. aus dem Gesichtspuncte einer
niederen, die Staatskunst, Erziehungskunst, Heilkunst u. s. w.,
aus dem Gesichtspuncte einer höheren Utilität gehören. Zwar
pllegt man nur selten auf erstere das Wort Kunst anzuwenden,
weil man eben das Wort Handwerk dafür hat, indess sie doch
Vorsv
Aesthetik.