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stufe kümmern. Der volle Kenner, der nur aus grosser Uebung mit
offenem Blicke erwächst, weiss Alles am Kunstwerke zu würdi-
gen und zu schätzen, was wirklich zum Gefallen daran nicht nur
beiträgt, sondern auch beizutragen berechtigt ist.
In letzter logisch-metaphysischer Instanz versteht man unter
Form überhaupt die Verhindungsweise des Einzelnen, unter Inhalt.
Stoff. das Einzelne, was verbunden ist. Insofern aber das Einzelne
nicht ein Einfaches ist, sondern selbst eine Mehrheit noch in sich
verbunden enthält, lässt sich Form und Stoff nicht sachlich schei-
den, und hängt die Beschaffenheit jedes gegebenen Stoffes, ln-
haltes selbst wesentlich von der Verbindungsweise des ih m un
tergeord neten Stoffes ab. Nun wird Niemand dem Einfachen
eine ästhetische Bedeutung beilegen, und wollte man einen Gegen-
stand bis ins Letzte zerlegt denken, so würde bei ästhetischer Be-
trachtung desselben der Formästhetiker unbedingt Recht behalten;
Alles kommt da auf die Verbindungsweise an, und so verstanden,
wäre ein Streit zwischen Form -Aesthetik und Gehalts-Aesthetik
überhaupt nicht
Stoff bei diesem
möglich.
Streite in
In der
ziemlich
That aber wird Form und
unbestimmter Weise anders
unterschieden, wonach man sich dann allerdings eben so über die
zu machende Unterscheidung, als das danach zu fallende Urtheil
streiten kann, ohne die sachlich belangreichen Gesichtspuncte
überhaupt damit scharf fassen zu können.
Ich gestehe nun freilich, dass ich auch die allgemeine Frage
über die Aufgabe der Kunst lieber durch Bezugnahme auf andre
Hauptkategorien als Form und Inhalt behandelt sehen möchte; doch
ist nicht meine Absicht, mich mit dem philosophischerseits darüber
geführten Streit sei es auseinanderzusetzen, sei es in denselben
zu mischen, wenn schon es ohne Begegnung damit nicht aibgehen
konnte.