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schlagen wird, weilkein festesund klares Princip einer anderen Ab-
gränzung des Inhalts, wenn einmal abgegranzt werden soll, vor-
liegt. Doch kann man auch, um sich mit geläufigen Betrachtungs-
weisen zu begegnen, darauf eingehen, den Inhalt so zu sagen in
beliebiger Höhe oder Allgemeinheit abzugränzen und die ganze
Weise, wie sich derselbe ausführt, zur Darstellungsform rech-
nen, olme dabei vergessen zu dürfen, dass die Form dann doch
viel von associirtem Gehalt einschliesst, und dass die Abgrünzung
eine willkührliche ist. Erläutern wir es am Eingangsbeispiel.
Um den Inhalt der Darstellung, dass Bacchus dem Amor einen
Trank reicht, sehr allgemein zu fassen, könnte man ihn in die Idee
zusammenfassen, Idee aber ist ein auf einen mehr oder weniger
allgemeinen Gesichtspunct reducirter Inhalt dass eine ältere
und eine jüngere Person sich in einem anmuthigen Verhältnisse
begegnen. Dann ist es schon eine besondere Form, in der sich
diese Idee, dieser Inhalt ausspricht, dass es eben Bacchus und
Amor sind, die sich so begegnen. Aber man könnte das auch
gleich in die Idee aufnehmen. Dann ist Sache der Darstellungs-
form, dass sie sich in Darreichung eines Tranks begegnen. Auch
diess lässt sich in die Idee aufnehmen; dann bleibt für die Dar-
stellungsform übrig, wie sich die Gestalten , die Gesichtszüge, die
Stellungen, die Gewänder präsentiren. Und will man endlich auch
das in die Idee aufnehmen, denn es besteht keine Gränze darin,
so bleibt endlich noch die Weise, wie die Formen sich ins Ein-
zelnste ausführen, die Art der Pinselführung, die ganze Technik
der Malerei als Letztes der Darstellungsform.
Je weniger man nun in den Begriff des Inhaltes, die Idee des-
selben aufnimmt, d. h. je abstracter man ihn fasst, desto mehr
Gewicht fallt von selbst der Form zu; je erschöpfender man ihn
fasst, desto mehr gewinnt der Inhalt an Bedeutung. Äun giebt es
ewrgtgifeme Formästhetikerunter den Beurtheilern, Beschauefn und
Künstlernu,f_die den Werth eines Kunstwerkes fast blosnachden
igitflsten ggiiätläfälltill F ohne freilich
im Stande zu sein, sie von den oberen recht abzugränzen; ein Bild
soll vor Allem gut gemalt sein, nach etwas Anderem fragen sie
nicht oder halten das Andre nur für ein-Mittel, eine gute Malerei
an den Mann zu bringen. Von andrer Seite giebt es extreme Ge-
haltsästhetiker, wohin hauptsächlich die in Kunstbetrachtung un-
geübten Laien gehören, die sich gar nicht um diese letzte Form-