Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

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nicht nur äusserlich neben einander, sondern in einheitlicher Ver- 
knüpfung, nur begrifflich nicht sachlich scheidbar, in Wirkung 
setzt, entsteht eine Lustresultante, die auch nicht als ein Neben- 
einander der einzelnen Wirkungen zu betrachten ist, sondern sich 
in Qualität von jeder insbesondre unterscheidet und nach dem 
Princip der ästhetischen Hülfe auch die Summe der einzelnen an 
Grösse übersteigt, dabei aber, statt überall dieselbe monotone Qua- 
lität zu haben, die man als specifische Kunstwirkung fassen möchte, 
vielmehr bei jedem Kunstwerke nach Massgabe des Vorwiegens 
andrer Bedingungen des Gefallens eine andere ist. 
Der Formästhetiker fehlt z weiten s, wenn er die Umwand- 
lung, die der Künstler an den von der Natur, Geschichte u. s. w. 
dargebotenen Stoffen vornimmt, um sie seinem Zwecke dienstbar 
zu machen, blos auf die Form bezieht, da der Inhalt nicht minder 
dadurch abgeändert wird, wie man auch Form und Inhalt von 
einander unterscheiden mag. 
Er fehlt drittens, wenn er das Interesse und den Werth 
von Kunstwerken blos an das knüpft, was die Kunst über Natur, 
Geschichte u. s. w. hinaus hat oder durch deren Umformung 
a nde rs macht; da vielmehr alle Bedingungen unmittelbaren Ge- 
fallens, Welche die Kunst aus andern Gebieten zur Erfüllung ihres 
Zwecks in ihre Werke hinüberzunehmen vermag, dazu beitragen, 
indem sie zu eignen Bedingungen des Gefallens für sie werden. 
Glaubt man zwar, durch solche Unterscheidung etwas gewin- 
nen zu können, so mag man immerhin den Kunstwerth eines 
Knnstwerkes vom ganzen Werthe desselben unterscheiden, er- 
stern als nur auf Momente gehend, welche die Kunst hinzubringt, 
oder auf das Andre, was die Kunst aus den dargebotenen Stoffen 
macht, letztere als auf alle Momente gehend, wegen deren ein 
Kunstwerk zu schätzen und zu suchen ist, nur dass man nicht 
letztern Werth durch erstern erschöpft halte; wie der Werth eines 
Schuhes nicht durch die Arbeit des Schuhmachers daran er- 
schöpft ist; es kommt auch auf die Güte des Stoffes an, den er 
dazu nimmt. 
In der That sieht man nicht ein, warum nicht Alles, was an 
einem Bilde zum Gefallen beitragen kann, sofern es nur nicht 
anderem und grösserem Gefallen im Wege steht, auch dazu bei- 
tragen soll, und wie von dem, was sich wechselseitig zum Ge- 
fallen hilft und steigert, diess oder das bei der Frage ausgeschieden
	        
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