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nicht nur äusserlich neben einander, sondern in einheitlicher Ver-
knüpfung, nur begrifflich nicht sachlich scheidbar, in Wirkung
setzt, entsteht eine Lustresultante, die auch nicht als ein Neben-
einander der einzelnen Wirkungen zu betrachten ist, sondern sich
in Qualität von jeder insbesondre unterscheidet und nach dem
Princip der ästhetischen Hülfe auch die Summe der einzelnen an
Grösse übersteigt, dabei aber, statt überall dieselbe monotone Qua-
lität zu haben, die man als specifische Kunstwirkung fassen möchte,
vielmehr bei jedem Kunstwerke nach Massgabe des Vorwiegens
andrer Bedingungen des Gefallens eine andere ist.
Der Formästhetiker fehlt z weiten s, wenn er die Umwand-
lung, die der Künstler an den von der Natur, Geschichte u. s. w.
dargebotenen Stoffen vornimmt, um sie seinem Zwecke dienstbar
zu machen, blos auf die Form bezieht, da der Inhalt nicht minder
dadurch abgeändert wird, wie man auch Form und Inhalt von
einander unterscheiden mag.
Er fehlt drittens, wenn er das Interesse und den Werth
von Kunstwerken blos an das knüpft, was die Kunst über Natur,
Geschichte u. s. w. hinaus hat oder durch deren Umformung
a nde rs macht; da vielmehr alle Bedingungen unmittelbaren Ge-
fallens, Welche die Kunst aus andern Gebieten zur Erfüllung ihres
Zwecks in ihre Werke hinüberzunehmen vermag, dazu beitragen,
indem sie zu eignen Bedingungen des Gefallens für sie werden.
Glaubt man zwar, durch solche Unterscheidung etwas gewin-
nen zu können, so mag man immerhin den Kunstwerth eines
Knnstwerkes vom ganzen Werthe desselben unterscheiden, er-
stern als nur auf Momente gehend, welche die Kunst hinzubringt,
oder auf das Andre, was die Kunst aus den dargebotenen Stoffen
macht, letztere als auf alle Momente gehend, wegen deren ein
Kunstwerk zu schätzen und zu suchen ist, nur dass man nicht
letztern Werth durch erstern erschöpft halte; wie der Werth eines
Schuhes nicht durch die Arbeit des Schuhmachers daran er-
schöpft ist; es kommt auch auf die Güte des Stoffes an, den er
dazu nimmt.
In der That sieht man nicht ein, warum nicht Alles, was an
einem Bilde zum Gefallen beitragen kann, sofern es nur nicht
anderem und grösserem Gefallen im Wege steht, auch dazu bei-
tragen soll, und wie von dem, was sich wechselseitig zum Ge-
fallen hilft und steigert, diess oder das bei der Frage ausgeschieden