Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

vorhanden ist, den eigenen Reiz hinzufügen, und wo er nicht vor- 
handen ist, dem Kunstwerke einen solchen noch geben können. 
Im Grunde nun hat der Künstler alle Momente, die zum Ge- 
fallen an einem Kunstwerke beitragen können, so viel wie möglich 
zu vereinigen; insofern solche aber auch in Confliot mit einander 
kommen können, nur darauf zu achten, dass unlustgebende Mo- 
mente im Ganzen durch lustgehende überwogen und versöhnt 
werden. _ 
Nun freilich möchte der philosophische Aesthetiker für die 
aufgezählten verschiedenartigen Gesichtspuncle, aus denen ein 
Kunstwerk zu schätzen sein soll,  will sagen, nach dem Reize 
der anschaulichen Form, dem Reize des daran angeknüpften In- 
halts, formalen Vorzügen angegebener Art,  einen aus dem Be- 
griffe der Schönheit oder Kunst abgeleiteten einheitlichen haben; 
nur dass bisher keiner aufgestellt ist, der eine solche Aufzählung 
wirklich ersetzte. Noch ist der Stein der Schönheit nicht gefunden, 
mit dem man, wie mit einem Stein der Weisen, einen Gegenstand 
nur hegriftlich zu bestreichen brauchte, um denselben schön zu 
finden. Womit nicht gesagt sein soll, dass die obige Aufzählung 
und Nebeneinanderstellung die zulänglichstmögliche ist; jeder 
Aesthetiker wird seine Foderungen _an das Kunstwerk etwas an- 
ders formuliren, eintheilen und gruppiren; im Wesentlichen wer- 
den sie immer auf obige herauskommen; niemals aber werden die 
Vorzüge, aus denen ein Kunstwerk zu schätzen, sich rein und ein- 
seitig auf Vorzüge der Form oder solche des Inhaltes zurückführen 
lassen, es sei denn durch entsprechend einseitig gewandte Defini- 
tionen von Form und Inhalt. 
Unstreilig zwar giebt es wirklich einen einheitlichen Gesichts- 
punct, aus dem sich alle obigen oder sonst irgendwie an das Kunst- 
werk zu stellenden Foderungen ableiten lassen, es ist der, dass 
es in seiner unmittelbaren Auffassung ein möglichst reines umielrr 
höhereswals blos sinnliches (doch diess nicht ausschliessendes) 
Vwohlgefallen zu erwecken habe; aber dazu giebt es verschiedene 
Angriffspuncte im Menschen, die sich noch unter keine zulängliche 
und klare Formel habe vereinigen lassen, wenn schon sie sich un- 
ter erfahrungsmässige Gesetze bringen lassen. Wie man nun auch 
Form und Inhalt unterscheiden mag, so haben beide ihre Angriffs- 
puncte im Menschen. 
	        
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