Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

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proeessen gilt, gilt auch von dem Gesammtprocesse eines lndi- 
viduum in Bezug zu seinen Theilprocessen; nur dass der Ge- 
sammtprocess eines Individuum immer noch ein 'l'heilprocess des 
gesammten Weltprocesses bleibt. Hierin liegen mannichfache Con- 
flicte zwischen den Bedingungen der Lust und Unlust, zwischen 
Streben und Gegenstreben begründet. 
Voraussetzlich schliesst die Zusammenhaltung der Vorstellung 
und des Willens auf einen bestimmten Zweck oder Beschäftigung 
durch eine einheitlich verknüpfte Mannichfaltigkeit Bedingungen 
der Stabilität des liiehei unterliegenden psychophysischen Pro- 
cesses ein; und wo weder Eins noch das Andre vorhanden ist, 
tritt entweder die Unlust der Langeweile ein, indem der eigne 
Gang der Vorstellungen kein Bandf was sie in ein stables Ver- 
hiillniss brächte, zu finden vermag, oder die Unlust eines zor- 
splitterten Eindrucks Seitens von aussen aufgedrungener Vor- 
stellungen. Wenn aber auch der lustvollste einheitliche Eindruck 
sich bald abstumpft, so mag sich diess theils darauf schreiben 
lassen, dass die für denselben disponible lebendige Kraft sich nach 
der Einrichtung des Organismus erschöpft, tlieils dass die ein- 
seitige Beschäftigung durch diesen Eindruck, Wodurch doch nur 
ein Theil oder eine Seite des psychophysischen Systems in ein 
stables Verhältniss versetzt wird, dasselbe ilhrigens mehr und 
mehr in instabeln Zustand gerathen lässt und dadurch ein Streben, 
die Beschäftigung zu wechseln, hervorruft. 
Obwohl ich glaube, dass in der hier aufgestellten Ansicht 
jedenfalls ein, freilich genauerer Bestimmung noch sehr laedürftiger, 
Kern des Richtigen liegt, verzichte ich doch auf eine eingehendere 
Erörterung derselben und weitere Anwendung auf die ästhetischen 
Verhältnisse, da ich die Ansicht damit doch nicht ihres hypothe- 
tischen Charakters zu entkleiden und durch sichre und klare Ab- 
leitungen daraus die bisher entwickelten Specialprincipe zu er- 
setzen und entbehrlich zu machen vermochte. Ueberhaupt müssten 
wir weiter in der Psychophysik sein, in welche die Frage nach 
der physischen Begründung von Lust und Unlust gehört, als wir 
sind, ehe der Versuch solcher Ableitungen gelingen könnte, und 
wäre er gelungen, so würden wir zwar eine psychophysische 
Aesthetik, aber nicht eine Aesthetik in heutigem Sinne und nach 
heutigem Bedürfnisse haben, welche von der innern physischen
	        
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