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Kraft abhängige Lust und Unlust doch quantitativ mitbestimmen
kann. So wird jeder unnöthige Umweg, jedes Hinderniss im ge-
läufigen Vorslellungsgange die innere Zusammenstimmung, worin
sie auch bestehe, zugleich beeinträchtigen und den Verbrauch an
lebendiger Kraft in Verhältniss zu dem steigern können, der im
Wege der grössten Zusammeiistiniinung erzielt werden wäre, hie-
mit im Sinne der Unlust sein, indess der grössere Verbrauch
lebendiger Kraft im Sinne eines in sich zusammenstimmenden
hiemit föderlichen Vorstellungsganges im Sinne der Lust ist. Prin-
eipiell oder fundamental aber hängt die Frage, 0b Lust oder Un-
lust, hiebei immer nicht von der Quantität der in Thätigkeit ge-
setzten lebendigen Kraft, sondern von der Form ab, in der sie
sich äussert.
Hienach werden ilberhaupt zwei Gesichlspuncte zu unter-
scheiden sein, aus denen ein Bewegungszustzind lustvoller oder
unlustvoller werden kann. Aus einem gewissen Gesichtspunete
wird er um so lustvoller oder unlustvoller sein, je nachdem er in
sich zusammenstimmender, harmonischer, oder mehr vom Ver-
hältnisse der Harmonie abweichend ist, worin immer dieses Ver-
hältniss bestehen möge, indess es eine Breite der Indifferenz zwi-
sehen beiden Zuständen giebt, worin Lust wie Unlust unter der
Schwelle bleiben. Aus einem andern Gesichtspuncte, in einem
andern Sinne aber wird Lust und Unlust auch Wachsen oder ab-
nehmen können, nach Massgabe als eine stärkere oder schwächere
lebendige Kraft in das harmonische oder disharmonische Verhält-
niss eingeht, und auch von dieser Seite her, nämlich vermöge
Schwäche der lebendigen Kraft, unter der Schwelle bleiben können.
Zwar kann eine leise Musik uns unter Umständen besser gefallen
als eine starke, und gefällt sicher besser als die stärkstmögliehe.
Aber es wird sein, weil unter den gegebenen Umständen die
schwächere harmonischer zu dem übrigen System unsrer Bewegung
ist, und jede zu starke (wie zu lange fortgesetzte) Bewegung ge-
wisser Art in einem Theile unsres Systems Disharmonie in das
Ganze bringt; denn ohne Einfluss auf die Formverhältnisse der
Bewegung können die Quantitätsverhältnisse derselben nicht sein,
aber nur durch diesen Einfluss werden sie lust- oder unlustgebend
sein. Uebrigens wird lebendige Kraft auf Geschwindigkeiten höherer
Ordnung als die erste (Geschwindigkeitsänderungen, die zu unbe-
stimmter Höhe ansteigen können) zu beziehen "sein, wenn die