Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

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Kraft abhängige Lust und Unlust doch quantitativ mitbestimmen 
kann. So wird jeder unnöthige Umweg, jedes Hinderniss im ge- 
läufigen Vorslellungsgange die innere Zusammenstimmung, worin 
sie auch bestehe, zugleich beeinträchtigen und den Verbrauch an 
lebendiger Kraft in Verhältniss zu dem steigern können, der im 
Wege der grössten Zusammeiistiniinung erzielt werden wäre, hie- 
mit im Sinne der Unlust sein, indess der grössere Verbrauch 
lebendiger Kraft im Sinne eines in sich zusammenstimmenden 
hiemit föderlichen Vorstellungsganges im Sinne der Lust ist. Prin- 
eipiell oder fundamental aber hängt die Frage, 0b Lust oder Un- 
lust, hiebei immer nicht von der Quantität der in Thätigkeit ge- 
setzten lebendigen Kraft, sondern von der Form ab, in der sie 
sich äussert. 
Hienach werden ilberhaupt zwei Gesichlspuncte zu unter- 
scheiden sein, aus denen ein Bewegungszustzind lustvoller oder 
unlustvoller werden kann. Aus einem gewissen Gesichtspunete 
wird er um so lustvoller oder unlustvoller sein, je nachdem er in 
sich zusammenstimmender, harmonischer, oder mehr vom Ver- 
hältnisse der Harmonie abweichend ist, worin immer dieses Ver- 
hältniss bestehen möge, indess es eine Breite der Indifferenz zwi- 
sehen beiden Zuständen giebt, worin Lust wie Unlust unter der 
Schwelle bleiben. Aus einem andern Gesichtspuncte, in einem 
andern Sinne aber wird Lust und Unlust auch Wachsen oder ab- 
nehmen können, nach Massgabe als eine stärkere oder schwächere 
lebendige Kraft in das harmonische oder disharmonische Verhält- 
niss eingeht, und auch von dieser Seite her, nämlich vermöge 
Schwäche der lebendigen Kraft, unter der Schwelle bleiben können. 
Zwar kann eine leise Musik uns unter Umständen besser gefallen 
als eine starke, und gefällt sicher besser als die stärkstmögliehe. 
Aber es wird sein, weil unter den gegebenen Umständen die 
schwächere harmonischer zu dem übrigen System unsrer Bewegung 
ist, und jede zu starke (wie zu lange fortgesetzte) Bewegung ge- 
wisser Art in einem Theile unsres Systems Disharmonie in das 
Ganze bringt; denn ohne Einfluss auf die Formverhältnisse der 
Bewegung können die Quantitätsverhältnisse derselben nicht sein, 
aber nur durch diesen Einfluss werden sie lust- oder unlustgebend 
sein. Uebrigens wird lebendige Kraft auf Geschwindigkeiten höherer 
Ordnung als die erste (Geschwindigkeitsänderungen, die zu unbe- 
stimmter Höhe ansteigen können) zu beziehen "sein, wenn die
	        
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