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gerechtfertigte Mittel verwendet, so wirkt ein solcher Pleenas-
nrus ermüdend. Giebt es doch Gedichte, wie das Mignonlied, von
denen man sieh sagen muss, dass in ihnen nicht ein einziges Wort
anders gewählt werden dürfe, d. h. dass die wirklich gewählten
Werte die hessten sind.a
Unstreitig lässt sich diess Prineip aus doppeltem Gesichts-
puncte fassen. Factisch sagt es uns selbst zu, mit möglichst ge-
ringem Kraftaufwande viel zu leisten, und so wird es uns auch
associativ nach den Th. l, S. 408 gemachten Bemerkungen gefallen,
uns gegenüber mit geringem Kraftaufwande viel geleistet zu sehen;
aber es werden auch objective Leistungen der Art mindestens zu-
meist einen geringern innern (psychisch-physischen) Kraftaufwand
fordern, um aufgefasst, begriffen, verfolgt zu werden, und insofern
durch eine directe Einwirkung gefallen, wie sich wohl weiter
ausführen liCSSO.
Nun könnte man vielleicht daran denken, diess Prineip an
die Spitze der ganzen Aesthetik zu stellen, indem man alle Lust
und Unlust überhaupt von ihm abhängig machte; und wenn
Vierorclt selbst in Hervorhebung der Wichtigkeit des Principes
nicht so weit geht, dürfte es hiegegen im Sinne von Avcnarius
sein, der in einem interessanten Schriftchen dasselbe Prineip
unter der Bezeichnung nPrineip des kleinsten Kraftmtissesa an die
Spitze der ganzen Philosophie gestellt und dabei mehrfach Ge-
legenheit genommenhat, Unlustreaetionen im Vorstellungsgebiete
mit diesem Principe in Beziehung zu setzen. Wirklich mag diess
Prineip in gar manchen der von uns bisher betrachteten, sich ja
überhaupt so vielfach verflechtenden, Principen seine Rolle mit
spielen; inzwischen scheint mir Folgendes eiltgeigenzustehen, ein
Fu n da mentalprincip der Aesthetik daraus zu machen.
Dass es uns überhaupt gefalle, möglichst geringe Kraft zu
brauchen, lässt sich nicht sagen, sondern nur relativ geringe in
Verhäiltniss zu einer bezweekten Leistung. Und so gälte es für
ein Fundamentalprincip der Aesthetik, diese Relation auf einen
klaren Gesiehtspunct zu bringen, und zwar einen solchen, der
nicht blos die Beziehung zu beztveckten Leistungen, um die es
ken der Welt. gemäss dem Princip des kleinsten
zu einer Kritik der reinen Erfahrung. Leipzig.
ä) Philosophie als Den
Kraftmasses. Prolegomena
Fues's Verlag. 4876.