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ins Spiel. Theils das Grundmoment der Vorstellungs-Lust und
Unlust, vermöge dessen wir überhaupt lieber Glück als Unglück
um uns sehen, theils das Bewusstsein oder Gefühl, dass unser
Wohl und Wehe mit dem von Andern zusammenhängt, in welcher
Hinsicht das Gesetz gilt, dass wir Lust und Unlust respectiv an der
Lust und Unlust dessen haben, dessen Dasein zu unsern eigenen
Lustbedingungen gehört, umgekehrt bezüglich dessen, dessen
Dasein zu unsern Unlustbedingungen gehört, Gefühle, die in der
Liebe, dem Hass, der Rache ihre Bolle spielen. Endlich kann uns
in früher hesproehener Weise (S. 234) der Contrast unsrer Lust
oder Unlust mit der grössern oder, kleinern Lust oder Unlust Andrer
in der Art beschäftigen, dass daraus ein sccundärer Zuwachs
unsrer eigenen Lust oder Unlust hervorgeht.
Wie ist die Lust so Mancher an der Grausamkeit zu erklären?
Einmal kann dem Grausanien die Qual Audrer nur in negativem
Bezüge zu ihm selbst und sein eigner leidl0sei' Zustand in (JQnLraSL
damit erscheinen; hat doch der Grausame selber nicht die Qual,
der Andre hat sie. Doch darauf kommL vielleicht hiebei nicht viel
an; zweitens aber kommt hier die Lust an starken reeeptiven Er-
regungen, wovon wir früher gesprochen, in Betracht; so dass es
grausame Menschengegeben, die ohne Hass und Rache ihre Lust
am der Qual Andrer gefunden haben.
XLII.
Princip
Mitte.
der ästhetischen
Wenn ein Gegenstand zufälligen Abänderungen der Grösse
oder Form für unsere Anschauung unterliegt, so scheint unter
sonst gleichen Umständen der mittlere Werth ästhetischer-
seits bevorzugt, oder erscheint mit dem Charakter vorwiegendei-
Wohlgefäilligkeit als Normalwerth gegen die übrigen, indess diese
nach Massgabe ihrerAbweichung vom mittlern minder wohlgefällig
und bei Ueberschreitung gewisser Gränzen selbst misslällig er-
scheinen können.
lch glaube freilich nicht, dass genau das a ri Llnnebische Mittel
dieser Normalwerlh sei, sondern der Werth, von dem die Abwei-
chungen um so seltner werden, je grösser sie in Verhälmiss zu dem-
selben sind, und den ich im 33. Ahschn. bei Betrachtung der Ge-