258
Der Gedanke an unsere eigene Lust ist lustvoll oder unlusk
voll, je nachdem dabei der positive Gesichtspunct überwiegt, dass
wir sie gehabt haben, haben, haben können, haben werden, oder
der negative, dass wir sie nicht mehr haben, noch nicht haben,
nicht haben können, nicht haben werden, wofür ich nun eben den
Ausdruck brauche, je nachdem wir sie in positivem oder negativem
Bezuge zu uns denken. Bei Unlust entsprechend in umgekehrtem
Sinne. Daran hängt überhaupt die Lust der Hoffnung und die
Unlust der Furcht, die Lust einem lustvollen Ziele zuzuschreiten,
und die Unlust sich eine Lust zu versagen oder im Erreichen der-
selben gehemmt zu werden, die Lust der Vorfreude und die Unlust
des Nichterwartenkömxens, die Lust dcrErinnerung an genosse-
nes Glück und überstandene Leiden, und die Trauer, dass ein
Glück vergangen sei, so wie Unlust, sich in vergangene Leiden zu
versenken, endlich der leicht eintretende Wechsel zwischen Lust
und Unlust bei lärimierungen an Lust oder Unlust, den wir elegisch
nennen, wenn sich die Unlust durch ein Uebergewicht der Lust
versöhnt.
Das Grundmoment (lenVorstellungslust und Unlust macht sich
dabei nur darin geltend, dass wir doch im Ganzen mehr Genuss
darin Enden, uns der Freuden zu erinnern, die wir gehabt haben,
als der Leiden, die wir nicht mehr haben. Zwar könnte man sagen
wollen, diess rühre daher, dass mit der lustvollen Vorstellung, die
Leiden nicht mehr zu haben, die unlustvolle, sie doch gehabt zu
haben, leicht in (lonflict und Wechsel auftrete, und den Genuss
mindere, und man wird das Thatsächliehe davon nicht bestreiten
können; aber eben so gut kann mit der Vorstellung, ein Glück
gehabt zu haben, die Vorstellung, es nicht mehr zu haben, in Con-
{lict und Wechsel auftreten, und den Genuss mindern; doch be-
hält die Bewegung in Lustvorstellungen letztenfalls einen Vortheil
vor der Bewegung in Unlustvorstellungen erstenfalls voraus, der
keine andre Erklärung zulassen dürfte, als dass Lustvorstellungen
an sich im Sinne der Lust, Unlustvorstellungen im Sinne der Un-
lust sind, während von andrer Seite diess Princip nicht hinreichen
würde, die Möglichkeit einer Lust in der Erinnerung an vergangene
Leiden überhaupt zu erklären.
Man kann überhaupt leicht scheinbare Widersprüche gegen
das vorige Princip finden, die bei etwas näherm Zusehen schwin-
den. Wir können reoht wohl ohne Unlust daran denken, dass uns