Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

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folges, was wir also als Vorstellung von Lust bezeichnen, über- 
haupt lustvoll, die Vorstellung eines unlustvollen Zustandes oder 
Erfolges unlustvoll sei; und dann würden wir ein sehr leichtes 
Mittel haben, uns durch Vorstellung lustvoller Zustände oder Er- 
folge in lustvollen Zustand zu versetzen. Aber nicht nur, dass 
diess Mittel in Wirklichkeit Wenig Stich hält, so steht auch ent- 
gegen, dass wir uns an vergangenes Glück ebensowohl mitUnlust, 
dass es vergangen ist, als mit Lust, dass wir es genossen haben, 
erinnern, und die Lust eines Andern eben so wohl mit der Unlust 
des Neides als der Lust der Mitfreude in die Vorstellung aufnehmen 
können. Wonach der Satz, dass die Vorstellung von Lust stets 
lustvoll, von Unlust stets unlustvoll sei, nicht einfach zuzugeben ist. 
Inzwischen enthält dieser Satz ein wahres Grundmoment, 
welches sich dem allgemeinen psychologischen Gesetze unterord- 
net, dass jede Vorstellung einer bestimmten Empfindung respective 
der Umstände, Welche eine solche für uns mitgeführt haben, um 
so sichrer einen Abklang dieser Empfindung ins Bewusstsein ruft, 
je lebhafter die Vorstellung ist, indess dieser Abklang bei nicht 
hinreichend lebhafter Vorstellung unter der Schwelle bleiben kann. 
Diess gilt dann auch von der Vorstellung der Lust und Unlust, und 
beweist sich u. a. darin, dass sich unsere Phantasie allgemein- 
gesprochen lieber lustvolle als unlustvolle Zustände vorstellt, 
gleichviel ob ihnen etwas in Wirklichkeit entspricht, und der 
Mensch eben so allgemeingesprochen lieber Freude als Leid 
um sich sieht, auch wenn er selbst persönlich nicht dabei interessirt 
ist. Ja, das ästhetische Associationsprincip hat wesentlich darauf 
zu fussen, dass die Association des Lustvollen oder Unlustvollen 
selbst lustvoll oder unlustvoll ist. Aber ausser diesem Grund- 
moment, was ich kurz so nenne, kommt ein andres Moment 
wesentlich in Betracht, was ich die Vorstellung des positiven oder 
negativen Bezuges der Lust oder Unlust zu uns, oder kurz das 
Bezugsmoment der Vorstellungslust und Unlust nennen will, ein 
Moment, was ebensowohl gleichsinnig als widorsinnig mit dem 
Grundmornent sein kann, und in der Regel dessen Leistung über- 
bietet, so dass sich allgemeingesproehen das Dasein des Grund- 
momentes nur in dem oben besprochenen Vorwiegen einer ge- 
wissen Richtung der ästhetischen Erfolge beweisen kann. 
Das Gesetz oder Princip, um was es sich dabei handelt, ist 
dieses. 
F e c h ne r, Vorschule d. Aestheti
	        
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