deutendsle, ja selbst an sich nicht zusagende Stoll" durch künst-
lerische Darstellung hohen Reiz erlangen kann. Man denke z. B.
an den Barberinischen Faun.
lm Allgemeinen ist der Inhalt der Kunstwerke der Kunst nicht
eigenthümlich, sondern ihr mit dem Leben, der Geschichte, der
Sage, dem Mythus, der Wissenschaft gemein. Es ist keine Kunst,
ihn daraus zu entnehmen, sondern ihn erstens so zu fassen, dass
er sich einer schönen Darstellungsform fügt, was Sache der künst-
lerischen Conception ist, zweitens ihn in dieser Form darzustellen.
Den Werth eines Kunstwerkes kann-nicht das ausmachen, was
man ohne die Kunst schon hat, sondern was die Kunst zur Werth-
vermehrung hinzufügt, oder als W erth daran erst schafft.
Viele Darstellungsstoife von bedeutendem Inhalt, namentlich
solche von religiöser oder mythologischer Natur, sind zugleich
fruchtbar hinsichtlich der Möglichkeit schöner, grossartiger, stil-
voller und charakteristischer Darstellungs- und Zusammenstellungs-
formen, und insofern wichtige Gegenstände der Kunst. Doch
wird ihr Werth für die Kunst vom Gehaltsästhetiker theils über-
trieben, theils aus einem falschen Gesichtspuncte aufgefasst, in-
dem er nicht im Werthe der Form aufgehend gedacht, sondern
selbständig geltend gemacht wird. Um so leichter vermischt und
verwechselt das Laienpublicum das unkünstlerische Interesse am
Inhalte eines Kunstwerkes mit dem Kunstinteresse. Der rechte
Künstler aber vermag an ganz unbedeutenden Gegenständen leicht
die grösste Kunst zu beweisen, indem er ihnen durch charakte-
ristische und stilvolle Behandlung ein Interesse verleiht, was mit.
dem ihres Inhaltes ganz incommensurabel ist. Auch macht sich,
dieser Massstab praktisch bei den Preisen der Kunstwerke geltend.
Sie werden nicht, und zwar mit Recht nicht, nach dem Werthe
der darin zur Darstellung kommenden Idee, sondern dem NVerthe
der von der Kunst abhängigen Darstellungsform bezahlt.
Zwar ist dem religiösen Bilde nicht zu wehren, Andacht zu
erzeugen; im Gegentheile solles, namentlich als Kirchenbild, ausser
seinem Kunslzwecke noch einem andern Zwecke entsprechen; nur
liegen beiderlei Zwecke ganz auseinander und hat die Andacht,
welche die Beschäftigung mit dem Inhalte des Bildes hervorzurufen
vermag, mit dem Kunstgenusse daran nichts zu schaffen; _ja je
mehr jemand beim Beschauen eines religiösen Bildes sich der An-
dacht hingiebt, desto mehr tritt das Kunstinteresse am Bilde, hie-