Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

Princip 
Unlust. 
der Aeusserung von Lust und 
Aeussere Zeichen, welche den Ausdruck der Lust und Unlust 
bilden, können entweder angeborener Weise, instinctiv, oder durch 
die Erziehung, conventionell, an das Dasein der Lust und Un- 
lust geknüpft sein; und zwar giebt es für rein sinnliche Lust und 
Unlust schon dem kleinsten Kinde geläufige instinctive Zeichen in 
Ton, Miene, Geberden, indess für höhere Lust und Unlust, wie 
solche sich erst im Laufe des Lebens entwickeln können, der an- 
gewöhnte conventionelle Gebrauch der Sprache eintritt. Es bleibt 
aber allen diesen Ausdrucksweisen gemein, dass die Aeusserung 
der Lust wie Unlust im Sinne der Lust, eine damit in Widerspruch 
stehende im Sinne der Unlust ist, die erste also die Lust steigert, 
den Schmerz mindert, die letzte den entgegengesetzten Erfolg hat; 
daher die Neigung, seine Freude Wie seinen Schmerz in der na- 
türlichen oder durch Erziehung gewohnten Form zu äussern, hie- 
gegen das Widerstreben sieh lustig oder traurig zu geberden oder 
überhaupt zu äussern, wenn man in der entgegengesetzten Stim- 
mung ist. 
Jedes Kind schreit und verzieht das Gesicht ohne Weiteres, wenn es 
Schmerzen fühlt, und es würde die Unlust des Schmerzes nur steigern, die 
Lust mindern, wenn es diesen Ausdruck unterdrücken sollte. Der Erwach 
sene ist durch höhere Motive dahin gekommen, diesen natürlichen Ausdruck 
Lheils zu unterdrücken, theils zu beschränken; aber er spricht sich doch auch 
gern über seinen Schmerz und seine Freude aus, wenn die Erziehung es ihm 
nicht gar zur Gewohnheit hat werden lassen, den Ausdruck seiner Gefühle 
überhaupt zurückzuhalten, womit er aber auch den unmittelbaren Lust- 
gewinn, der an dem Ausdrucke hängt, einbüsst.  
Der günstige EfTect der Aeusserung der Lust oder Unlust 
unterliegt freilich nach dem Prin-cip der Abstuinpfung auch einer 
solchen, daher der endliche Nachlass der Aeusscrung, der aber nach 
Wiederherstellung der Empfänglichkeit in eine neue Aeusserung 
übergehen kann. t 
Im Fall uns der Ausdruck der Lust oder Unlust von andrer 
Seite begegnet, kommt Folgendes in Rücksicht. Im Allgemeinen 
ist der Mensch so eingerichtet, dass die Stimmung seiner Umgebung 
sich durch deren Acusserung leicht auf ihn überpflanzt, wenn er 
sich in einem indifferenten Zustande befindet, und die Empfänglich- 
keit für die betreffende Stimmung ihm nicht überhaupt mangelt.
	        
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