Princip
Unlust.
der Aeusserung von Lust und
Aeussere Zeichen, welche den Ausdruck der Lust und Unlust
bilden, können entweder angeborener Weise, instinctiv, oder durch
die Erziehung, conventionell, an das Dasein der Lust und Un-
lust geknüpft sein; und zwar giebt es für rein sinnliche Lust und
Unlust schon dem kleinsten Kinde geläufige instinctive Zeichen in
Ton, Miene, Geberden, indess für höhere Lust und Unlust, wie
solche sich erst im Laufe des Lebens entwickeln können, der an-
gewöhnte conventionelle Gebrauch der Sprache eintritt. Es bleibt
aber allen diesen Ausdrucksweisen gemein, dass die Aeusserung
der Lust wie Unlust im Sinne der Lust, eine damit in Widerspruch
stehende im Sinne der Unlust ist, die erste also die Lust steigert,
den Schmerz mindert, die letzte den entgegengesetzten Erfolg hat;
daher die Neigung, seine Freude Wie seinen Schmerz in der na-
türlichen oder durch Erziehung gewohnten Form zu äussern, hie-
gegen das Widerstreben sieh lustig oder traurig zu geberden oder
überhaupt zu äussern, wenn man in der entgegengesetzten Stim-
mung ist.
Jedes Kind schreit und verzieht das Gesicht ohne Weiteres, wenn es
Schmerzen fühlt, und es würde die Unlust des Schmerzes nur steigern, die
Lust mindern, wenn es diesen Ausdruck unterdrücken sollte. Der Erwach
sene ist durch höhere Motive dahin gekommen, diesen natürlichen Ausdruck
Lheils zu unterdrücken, theils zu beschränken; aber er spricht sich doch auch
gern über seinen Schmerz und seine Freude aus, wenn die Erziehung es ihm
nicht gar zur Gewohnheit hat werden lassen, den Ausdruck seiner Gefühle
überhaupt zurückzuhalten, womit er aber auch den unmittelbaren Lust-
gewinn, der an dem Ausdrucke hängt, einbüsst.
Der günstige EfTect der Aeusserung der Lust oder Unlust
unterliegt freilich nach dem Prin-cip der Abstuinpfung auch einer
solchen, daher der endliche Nachlass der Aeusscrung, der aber nach
Wiederherstellung der Empfänglichkeit in eine neue Aeusserung
übergehen kann. t
Im Fall uns der Ausdruck der Lust oder Unlust von andrer
Seite begegnet, kommt Folgendes in Rücksicht. Im Allgemeinen
ist der Mensch so eingerichtet, dass die Stimmung seiner Umgebung
sich durch deren Acusserung leicht auf ihn überpflanzt, wenn er
sich in einem indifferenten Zustande befindet, und die Empfänglich-
keit für die betreffende Stimmung ihm nicht überhaupt mangelt.