246
Insofern wir nicht hlos receptiv (durch Einwirkung von Reizen),
sondern auch selbstthätig activ lustvoll oder unlustvoll beschäftigt
sein können, übertragen sich die vorigen, bezüglich der ersten Art
von ästhetischer Beschäftigung erörterten, Gesetze auf die zweite.
Die ästhetische Gewöhnung und Uebung spielt in allen ihren
Stadien eine ausserordentlich wichtige Rolle bei der niedern wie
höhern Geschrnacksbildung des Menschen, und insofern es Gewöh-
nungen und Uebungen giebt, welche ganze Zeiten und Völker im
Zusammenhange betreffen, wird auch der Geschmack derselben
im Zusammenhange dadurch bestimmt. Hierüber aber ist schon
früher (im XVlII. Abschnitt) gehandelt.
XXXIX.
Prineipe der Beharrung, des Wechsels
Masses der Beschäftigung.
und
Princ
der Beharrung und des Wechsels
Beschäftigung.
der Art
der
Diess Princip begegnet sich von gewisser Seite mit dem der
Abstumpfung und Gewöhnung, von andrer Seite mit dem der ein-
heitlichen Verknüpfung des Mannichfaltigen.
Unter dem Principe der Abstumpfung und Gewöhnung ist
betrachtet worden, dass Lust- und Unlustreize sich durch eine
über gewisse Gränzen (der Frische des Eindruckes) hinaus ver-
längerte Dauer in ihrer Wirkung abschwächen und unter Um-
ständen selbst in den Gegensatz der Wirkung umschlagen können;
aber abgesehen davon, ob eine Beschäftigung von vorn herein lust-
voll oder unlustvoll ist, kann in der Dauer und dem Wechsel der
Beschäftigung selbst ein Anlass zur Lust oder Unlust liegen, welcher
in jenem Princip unstreitig mit ins Spiel kommt, aber weil er nicht
auf die Wirkung von Lust- und Unlustreizen beschränkt ist, noch
eines allgemeineren Ausdruckes bedarf, worauf wir unter obiger
Bezeichnung folgendes Princip stützen.
Sei es eine active oder receptive, körperliche oder geistige
Beschäftigung, worin der Mensch begriffen ist, so bedarf es einer
gewissen Zeit, ehe dieselbe in einen gleichbleibenden Zug, d. i.