Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

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wiederholt eintritt, ohne bis zur Uebersättigung zu gedeihen, und 
nach llrfassgabe als der Punct der Uebersättigung noch ferne liegt, 
macht sich ein Bedürfniss der ferneren Fortsetzung oder ferneren 
Wiederholung in der Art geltend, dass eine Unlust entsteht, wenn 
die Fortwirkung unterbrochen, oder dieWiederholung seltener oder 
gar nicht erfolgt, ohne dass doch die Fortsetzung oder Wieder- 
holung dieselbe Lustwirkung als im Zustande der Frische äussert, 
was so Weit gehen kann, dass sie nur noch zureicht, den Eintritt 
der Unlust zu verhüten, ohne positive Lust zu schaffen. Nach 
Massgabe anderseits als ein Unlustreiz länger fortdauert oder sich 
öfter wiederholt, ohne bis zum Puncte des Umschlages zu gedeihen, 
tritt der Erfolg ein, dass schon der Wegfall des Unlustreizes hin- 
reicht, positive Lust zu wecken, indess die Wirkung desselben 
keine gleich starke Unlust als anfangs hervorruft oder selbst bis 
zur Indifferenz abgestumpft sein kann. Diese beiden Erfolge, dass 
ein Lustreiz durch öftere Einwirkung oder Wiederholung in ange- 
gebener Weise zum Bedürfniss wird, und dass ein Unlustreiz da- 
durch leichter erträglich wird, befasst man gemeinsam unter dem 
Ausdrucke der Gewöhnung an den Reiz. Doch kann Gewöh- 
nung in einer weiteren Bedeutung auch an Reize, die von vorn 
herein indifferent sind, in der Art statt finden, dass eine Fort- 
setzung oder Wiederholung derselben sie zum Bedürfniss werden 
lässt, indem sich der Organismus allmälig darauf einriohtet. 
An unzählige Genüsse und Bequemlichkeiten, die, zuerst geboten, uns 
positive Annehmlicbkeit gewährten, gewöhnen wir uns in der Weise, dass 
wir sie mit Unlust vermissen, wenn sie uns fehlen, ohne dass ihr Dasein doch 
positive Lust gewährt; wie umgekehrt an manche erst als unangenehm 
empfundene Einflüsse, als z. B. den Aufenthalt in schlechter Luft, in der 
Weise, dass wir die Unannehmlichkeit nicht mehr empiindenues aber mit 
Lust empfinden, wenn wir einmal in bessere Verhältnisse, bessere Luft, 
kommen. 
Wenn die Einwirkung eines Lustreizes bis zur Uebersättigung 
gedeiht, so tritt die Wirkung der Gewöhnung, ein Bedürfniss der- 
Fortsetzung oder Wiederholung mitzuführen, nicht nur nicht ein, 
sondern es kann auch selbst eine schon eingetretene Gewöhnung 
dadurch zeitweise oder dauernd aufgehoben werden. Wonach ein 
sichreres Mittel, die Gewöhnung an einen Lustreiz zu hindern oder 
eine vorhandene aufzuheben, darin liegt, dass man den Reiz über- 
treibt, als dass man ihn entzieht, nur dass die Uebertreibung oft
	        
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