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zustande und dem Lustzustande eines Anderen sowie zwischen
unserem jetzigen und einem vergangenen oder künftigen Lust-
zustande kann durch die Vorstellung vermittelt werden, die wir
von dem Zustande des Andern oder von dem eigenen Lustzustande
anderer Zeit haben. Hiebei gewinnen oder verlieren wir allgemein
an Lust, je nachdem wir die Lust, die wir selbst haben, mit einer
geringem oder grössern Lust Andrer vergleichen, oder die Lust,
die wir jetzt haben, mit einer geringem oder grössern Lust, die
wir gehabt haben, vergleichen, was sich leicht in einen ent-
sprechenden Satz für Unlust übersetzen lasst. Auch bei diesem
Gesetze aber muss Gomplicationen Rechnung getragen werden,
wie solche namentlich von Liebe oder Hass gegen Andre ab-
hängen können.
Hienach trägt zu unserm Glücke das Bewusstsein bei, dass
wir glücklicher als Andre sind, und fühlen wir unser Elend weniger
im Hinblick auf das noch grössere Elend Audrer, sofern nicht ein
Gefühl der Liebe oder des Erbarmens gegen Andre, was mit Con-
trastwirkung nichts zu schaffen hat, einen Confliet bedingt; wir
empfinden hingegen unser Glück weniger, wenn wir uns mit Glück-
licheren vergleichen, und unser Elend stärker, wenn wir es gegen
das geringere Elend Andrer halten. Die Erinnerung an vergangene
Leiden trägt bei, das Glück der Gegenwart stärker empfinden zu
lassen, die Erinnerung an vergangene Freuden, das Gefühl jetziger
Freudlosigkeit zu verschärfen; nur muss der Vergleich des jetzigen
Zustandes mit dem früheren wirklich gezogen werden, sonst kann
man sich ja auch, wenn der jetzige keine Freuden bietet, durch
Versenkung in vergangene Freuden noch mehr oder weniger Ge-
nüge verschaffen.
der
nCip
ästhetischen
Folge.
Vom vorigen Princip hängt das folgende ab.
Vergleicht man zwei Fälle, die in nichts weiter abweichen,
als dass dieselben ungleichen Lust- oder Unlustquellen a, b in
entgegengesetzter Zeitfolge contrastirend eintreten, so findet man
einen grossen Unterschied im ästhetischen Erfolge, sofern bei der
Fortschrittsrichtung von kleinerer zu grösserer Lust oder von
grösserer zu kleinerer Unlust, nennen wir sie kurz die positive,
das gesammte Lustresultat grössei- oder Unlustresultat kleiner