Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

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zustande und dem Lustzustande eines Anderen sowie zwischen 
unserem jetzigen und einem vergangenen oder künftigen Lust- 
zustande kann durch die Vorstellung vermittelt werden, die wir 
von dem Zustande des Andern oder von dem eigenen Lustzustande 
anderer Zeit haben. Hiebei gewinnen oder verlieren wir allgemein 
an Lust, je nachdem wir die Lust, die wir selbst haben, mit einer 
geringem oder grössern Lust Andrer vergleichen, oder die Lust, 
die wir jetzt haben, mit einer geringem oder grössern Lust, die 
wir gehabt haben, vergleichen, was sich leicht in einen ent- 
sprechenden Satz für Unlust übersetzen lasst. Auch bei diesem 
Gesetze aber muss Gomplicationen Rechnung getragen werden, 
wie solche namentlich von Liebe oder Hass gegen Andre ab- 
hängen können. 
Hienach trägt zu unserm Glücke das Bewusstsein bei, dass 
wir glücklicher als Andre sind, und fühlen wir unser Elend weniger 
im Hinblick auf das noch grössere Elend Audrer, sofern nicht ein 
Gefühl der Liebe oder des Erbarmens gegen Andre, was mit Con- 
trastwirkung nichts zu schaffen hat, einen Confliet bedingt; wir 
empfinden hingegen unser Glück weniger, wenn wir uns mit Glück- 
licheren vergleichen, und unser Elend stärker, wenn wir es gegen 
das geringere Elend Andrer halten. Die Erinnerung an vergangene 
Leiden trägt bei, das Glück der Gegenwart stärker empfinden zu 
lassen, die Erinnerung an vergangene Freuden, das Gefühl jetziger 
Freudlosigkeit zu verschärfen; nur muss der Vergleich des jetzigen 
Zustandes mit dem früheren wirklich gezogen werden, sonst kann 
man sich ja auch, wenn der jetzige keine Freuden bietet, durch 
Versenkung in vergangene Freuden noch mehr oder weniger Ge- 
nüge verschaffen. 
der 
nCip 
ästhetischen 
Folge. 
Vom vorigen Princip hängt das folgende ab. 
Vergleicht man zwei Fälle, die in nichts weiter abweichen, 
als dass dieselben ungleichen Lust- oder Unlustquellen a, b in 
entgegengesetzter Zeitfolge contrastirend eintreten, so findet man 
einen grossen Unterschied im ästhetischen Erfolge, sofern bei der 
Fortschrittsrichtung von kleinerer zu grösserer Lust oder von 
grösserer zu kleinerer Unlust, nennen wir sie kurz die positive, 
das gesammte Lustresultat grössei- oder Unlustresultat kleiner
	        
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