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Sehwellengesetz tritt auch hier in Kraft. b) Die beiden Factoren
müssen nicht schlechthin unvergleichbar sein, vielmehr tritt die
Contrastwirkung nach Massgabe stärker ein, als die Factoren ab-
gesehen von dem contrastirenden Momente gleicher sind, sofern
hiemit eine stärkere oder ungestörtere psychische Beziehung zwi-
schen ihnen vermittelt wird. c) Bei successiven Eindrücken kann
die Gontrastxivirkung sich blos an dem zweiten, nicht dem ersten,
äussern.
Vom Umstande b) hängt ab, dass ästhetische wie nicht ästhe-
tische Contrastwirkungen zwar im Gebiete der- Farben wie Töne,
aber nicht zwischen Farben und Tönen auftreten, und uns ein
schlechtes Bild zwar um so mehr missfallen kann, wenn wir es
mit einem guten Bilde, aber nicht, wenn wir es mit einer guten
Musik vergleichen. Zur Erläuterung von c) kann die Erinnerung
dienen, dass eine Pause in einer rauschenden Musik einen starken
Eindruck der Stille durch ihren Contrast mit dem vorherigen
Rauschen machen kann, der ohne das vorherige Rauschen gefehlt
haben wurde, ohne aber auf einen verstärkten Eindruck des vorigen
Rauschens rückwirken zu können.
Unser Princip kann scheinbare Ausnahmen erleiden. Wenn
ich eine süsse Speise geniesse, die mir wohl schmeckt, und nach-
her eine noch süssere, die mir noch besser schmeckt, so wird doch
durch den vorgängigen Genuss der minder süssen die Empfänglich-
keit schon in gewisser Weise abgestumpft sein, und der zweite
Genuss durch das Vorausgehen des ersten schwächeren nicht ge-
wachsen sein, sondern abgenommen haben; aber das ist Sache
einer Complication des Gesetzes der Abstumpfung mit dem Gesetze
des Contrastes. Hätte ich statt des Genusses einer minder süssen
Speise den einer gleich süssen vorausgehen lassen, so würde die
Schwächung des zweiten Genusses sogar noch grösser gewesen
sein, nicht nur weil die Abstumpfung durch den ersten dann noch
grösser sein würde, sondern auch, weil der Contrast wegfiele;
und wäre gar die süssere Speise vorangegangen, so würde sich
die verstärkte Abstumpfung mit der Contrastwirkung zur um so
grösseren Schwächung des zweiten Genusses vereinigen. Einer
entsprechenden Analyse des Erfolges wird es überall bedürfen,
wenn ein schwächerer und stärkerer Genuss sich in einer oder der
andern Richtung folgen.
Ein ästhetischer Contrast zwischen unserem eigenen Lust-