Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

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Unter Umsländen kann Schwarz sogar einen, seinem directen 
Eindruck geradezu entgegengesetzten, associativen Eindruck ma- 
chen, wenn schon ich nicht allgemein den paradoxen Satz unter- 
schreiben möchte, den C. Hermann (allg. Aeslh. 77) aufstellt, dass 
nSchwarz im Gegensatz zu Weiss immer den Eindruck des Feu- 
rigen, Energischen, Tiefenc macht. Aber es ist wahr, was der- 
selbe geltend macht, dass schwarze Augen und Haare, gegenüber 
den lichtern Augen, blonden oder gar weisscn Haaren, Rappen 
gegenüber den Schimmeln diesen Eindruck machen, und schwarze 
Moorerde uns den Eindruck grösserer Fruchtbarkeit als vreisse 
Kalkerde oder gelbe Sanderde macht. Natürlich, weil wir gewohnt 
sind, die grössere Energie des Lebens, die grössere Fruchtbarkeit 
an das Schwarz in diesen Weisen des Vorkommens geknüpft zu 
sehen, knüpfen wir sie auch wieder daran; aber eben nur in 
diesen Weisen des Vorkommens. Hiegegen wird niemand von 
schwarzer Kohle gegenüber einer weissglühendeu, von einer 
schwarzen Brandstätte gegenüber einem mit weissem Sande be- 
streuten Tanzplatze, einem schwarzen Damenhute gegenüber einem 
weissen, den Eindruck des Feurigen, Energischen erhalten, son- 
dern nur im Allgemeinen jeder das Schwarz ernster finden, als das 
Weiss und leichter an Männlichkeit als Weiblichkeit dadurch erin- 
nert werden, Womit allerdings in entfernter Weise auch eine leich- 
tere Association der Energie zusammenhängt. 
Den associativen Charakter des Weiss überhaupt anlangend, 
so verbürgt dasselbe damit, dass es durch jeden Flecken am leich- 
testen getrübt wird, am sichersten das wirkliche Dasein von Rein- 
lichkeit und Reinheit; ist daher auch ausdrücklich zum Symbol der 
Reinheit, nicht blos der körperlichen, auch der geistigen oder der 
Unschuld erklärt, Wovon die Lilie ihre symbolische Mitgift erhalten 
hat. Das trägt dazu bei, dass die Frauenwelt mehr als die Män- 
nerwelt geneigt ist, das Weiss dem Schwarz vorzuziehen. Denn. 
Reinlichkeit und Reinheit sind Eigenschaften, die man vorzugs- 
weise von den Frauen federt, und die sie noch mehr als die 1mm- 
ner von sich selber federn. Sie am eignen Kleide zu finden und 
eine Bürgschaft davon im Kleide zu geben, gefällt den Frauen wohl 
und steht den Frauen wohl an. Ja, ein Mädchen oder eine Frau, 
die sich immer blendend weiss kleidet, macht den Eindruck, dass 
sie diese Eigenschaft höher als jede andere stellt, wogegen kein 
Kleid den Eindruck grösserer Saloppetäit macht als ein schmuzig
	        
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