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den Farben, die sich wechselseitig heben, sich am bessten als
Unterlage eignen, die eigenthümliche Wirkung von Farben und
Farbencontrasten zur Geltung zu bringen; und sofern Schwarz
dazu auch des quantitativen Helligkeitsreizes ermangelt, tritt auf
seinem Grunde das Lichte erst recht ins Licht. Nichts prächtiger
als ein sternenheller Nachthimmel, als ein silbergestiektes schwar-
zes Sammtkleid. Glanzloses Weiss auf Schwarz freilich sieht viel-
mehr traurig aus, weil der Gontrast nicht hinreicht, dem Weiss die
Kraft des Glanzes zu gehen; vielmehr haben wir dann zwei Oeden
für das Auge statt einer.
YVenden wir uns zur associativen Wirkung, so tritt Schwarz
bemerktermassen bei uns vorzugsweise mit der assoeiativen Be-
deutung der Trauer auf. Ein schwarz ausgeschlagenes Zimmer,
eine schwarze Fahne über dem Hause, das schwarze Behänge eines
Pferdes, der schwarze Flor um den Hut eines Mannes, die schwarze
glanzlose Tracht einer Frau machen überall den Eindruck einer
solchen. Das hängt natürlicherweise zunächst an der gewohnten
Verwendung des Schwarz als Zeichen der Trauer; diese Verwen-
dung selbst aber erscheint passend aus zwei Gesichtspuncten, die wir
kurz als sympathischen und symbolischen unterscheiden können,
aus sympathischem insofern, als die Trauer um Abgeschiedene den
Menschen veranlasst, in sich einzukehren; das thut das Schwarz
auch; ja es stimmt das Auge selbst auf die Länge traurig, und gern
lässt eine trauernde Seele die Sinne mit sich trauern: aus symbo-
lischem, sofern die Nacht des Auges an die Nacht des Todes und
umgekehrt erinnert. Soll es aber Schwarz nicht sein, womit man
trauert, so wird man Weiss oder eine der receptiven Farben dazu
vor den activen geeignet finden können, wie solche wirklich unter
Umständen dazu dienen; so lese ich, dass die Chinesen und die
Königinnen von Frankreich weiss, die Cardinäle violet, die Juden
blau trauern, indess die Römer und Hellenen gar keine eigentliche
Trauerfarbe hatten.
Es macht aber doch Schwarz auch bei uns nicht überall den
Eindruck der Trauer; indem es wesentlich auf mitbestimmende
Umstände dabei ankommt. Weder das schwarze Feierkleid des
Mannes, noch das schwarze Sammet- und Seidenkleid einer Frau
gewähren den Eindruck der Trauer, indem die andre Gonvention,
oder der andre Accent, den die Kostbarkeit oder der Glanz des
Stoffes giebl, die associative Bedeutung ändert.
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