222
schirme roth Waren; und weiter zurück war die ganze männliche
Staatskleitlung farbig; jetzt haben Schwarz, Braun, Grau und
fahles Gelb bei der männlichen Kleidung die Oberhanil; der Ge-
schmak an polychromei" Architektur und Plastik aber, dem die
Alten huldigten, ist sogar verpönt.
Unsre Zeit und unsere Bildung ist so zu sagen immer abs-
traeter geworden. Der höher stt-zhende überhaupt tonangebende
Mann giebt selbst wenig mehr auf iiussern Sinnesschtwin und will
nicht mehr (lurch solchen anziehen und blenden. Indem er den
äiussern Glanz und Schmuck vermeidet, richtet sich von selbst die
Aufmerksamkeit mehr auf seinen innern Werth; auch der aber,
der keinen solchen hat, will doch den Schein davon (llll'('ll die
Nachahmung der iiussern Scheinlosigkeit gewinnen; so konnte
der Gebrauch schwarzer Festkleidung heim Mann sich mehr und
mehr verallgemeinern und endlich zwingende Mode werden. Die
Frau hingegen hat selbst mehr Freude an der Aeusserliehkeit" als
der Mann und ist verhäiltnissmiissig mehr darauf angewiesen durch
ihr Aeusseres anzuziehen; konnte daher nicht leicht so viel davon
Preis geben, als (ler Mann. Doch sind im Ganzen genommen üUCll
die Kleider (ier Frauen bei uns immer einfarbiger und die Farben
daran immer unscheinbarer geworden. Und was sich bei uns in
dieser Hinsicht schon vollzogen hat, ist im Begriffe sich bei den
Völkern des Orients, nach Massgabo als die etiropiiische Cullur
aufsie überzugreifen anfängt, zu vollziehen.
In Betreff der, im Orient mehr und mehr schwindenden Kleiderfnrhen
findet. sich in einem Aufsnlze von H. Bamberg {aber wKleider und Schmuck-
girgenslände der oslislzimitislzhen Völker in den Weslermnnnsehen illuslr.
Monalsheften 4868. S. 4532 u. a. folgende. nicht. uninleressniile Bemerkung:
nEs isl. merkwürdig, wie wir henle auf unserm Zuge gegen Oslen desln
mehr den grellfnrbigen Kleidern begegnen, je mehr wir von einem Ende des-
selben zum nndern dringenß
"An den Ufern des Bosporus sind die hellrolhen Dsehubbes der Jnnil-
sehnren Tschorlmtschfs, die safrangelben Costüme der Hofpngixn mit dem
Jnnilschnrenleben und Janitscharengeishi sehen längst xerschwumlen.
Ja, unsere Reisenden haben Recht, wenn sie über das von Tng zu Tag: immer
mehr versehwindende mnlerisch-rnmnnlvisclu: Ansehen des Ostens sieh be-
klagen. ln Conslnntinopel wird man bei der Versammlung einer grossen
Menschenmnsse nur in den hellfnrbigen Feredsches (FITILICIIIÜiiDlOl) oder in
den Shnwls, welche als Gürtel von der millleren und unteren Vüwlkslalnsse ge-
brnuchl werden, hisweilen auch in den Sehnlvnrs (Hosen) umherwnnilelmler
Mollns oder Esnafs (Handwerker) den malerischen Oslen enldecken können.