Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

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schirme roth Waren; und weiter zurück war die ganze männliche 
Staatskleitlung farbig; jetzt haben Schwarz, Braun, Grau und 
fahles Gelb bei der männlichen Kleidung die Oberhanil; der Ge- 
schmak an polychromei" Architektur und Plastik aber, dem die 
Alten huldigten, ist sogar verpönt. 
Unsre Zeit und unsere Bildung ist so zu sagen immer abs- 
traeter geworden. Der höher stt-zhende überhaupt tonangebende 
Mann giebt selbst wenig mehr auf iiussern Sinnesschtwin und will 
nicht mehr (lurch solchen anziehen und blenden. Indem er den 
äiussern Glanz und Schmuck vermeidet, richtet sich von selbst die 
Aufmerksamkeit mehr auf seinen innern Werth; auch der aber, 
der keinen solchen hat, will doch den Schein davon (llll'('ll die 
Nachahmung der iiussern Scheinlosigkeit gewinnen; so konnte 
der Gebrauch schwarzer Festkleidung heim Mann sich mehr und 
mehr verallgemeinern und endlich zwingende Mode werden. Die 
Frau hingegen hat selbst mehr Freude an der Aeusserliehkeit" als 
der Mann und ist verhäiltnissmiissig mehr darauf angewiesen durch 
ihr Aeusseres anzuziehen; konnte daher nicht leicht so viel davon 
Preis geben, als (ler Mann. Doch sind im Ganzen genommen üUCll 
die Kleider (ier Frauen bei uns immer einfarbiger und die Farben 
daran immer unscheinbarer geworden. Und was sich bei uns in 
dieser Hinsicht schon vollzogen hat, ist im Begriffe sich bei den 
Völkern des Orients, nach Massgabo als die etiropiiische Cullur 
aufsie überzugreifen anfängt, zu vollziehen. 
In Betreff der, im Orient mehr und mehr schwindenden Kleiderfnrhen 
findet. sich in einem Aufsnlze von H. Bamberg {aber wKleider und Schmuck- 
girgenslände der oslislzimitislzhen Völker in den Weslermnnnsehen illuslr. 
Monalsheften 4868. S. 4532 u. a. folgende. nicht. uninleressniile Bemerkung: 
nEs isl. merkwürdig, wie wir henle auf unserm Zuge gegen Oslen desln 
mehr den grellfnrbigen Kleidern begegnen, je mehr wir von einem Ende des- 
selben zum nndern dringenß   
"An den Ufern des Bosporus sind die hellrolhen Dsehubbes der Jnnil- 
sehnren Tschorlmtschfs, die safrangelben Costüme der Hofpngixn mit dem 
Jnnilschnrenleben und Janitscharengeishi sehen längst xerschwumlen.     
Ja, unsere Reisenden haben Recht, wenn sie über das von Tng zu Tag: immer 
mehr versehwindende mnlerisch-rnmnnlvisclu: Ansehen des Ostens sieh be- 
klagen. ln Conslnntinopel wird man bei der Versammlung einer grossen 
Menschenmnsse nur in den hellfnrbigen Feredsches (FITILICIIIÜiiDlOl) oder in 
den Shnwls, welche als Gürtel von der millleren und unteren Vüwlkslalnsse ge- 
brnuchl werden, hisweilen auch in den Sehnlvnrs (Hosen) umherwnnilelmler 
Mollns oder Esnafs (Handwerker) den malerischen Oslen enldecken können.
	        
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