Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

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mit dem Erfolge, einen Theil des gesammteii Farbenlichtes ohne 
Aenderting seines Zusammensetzungsverhältnisses und ohne Ersatz 
in Wegfall zu bringen, letzteres, ihn durch Weiss zu ersetzen und 
dadurch den Stoff zu xiertlünnen. Auf beide Weisen nimmt der 
sog. Sättigungsgrad der Farbe ab. Durch Vermischung des 
Pigmenles mit mehr und mehr Schwarz wird die Farbe immer 
dunkler, bräunlich, braun, sehwärzlich, schwarz und damit immer 
kraftloser; durch Vermischung mit mehr und mehr NVeiss immer 
heller, blässer, weiisslich, vveiss, und nimnitvon Seiten der Hellig- 
keit an Kraft zu, von Seiten des Farbeneindruckes an Kraft ab; 
bei sehr dunkeln kraftlosen Farben mit Gewinn, bei kraftvollen 
und hellen mit Verlust an Kraft im Ganzen. 
Es giebt nun verschiedene Ausdrücke, womit man den Ein- 
druck verschiedener Farben je nach Veränderung ihres Zusammen- 
setzungs- und Sättigungsgrades und der davon abhängigen Ver- 
änderung ihrer Kraft zu bezeichnen sucht, Ausdrücke, welche, 
ausser dem Zweck der Bezeichnung selbst, den andern Zweck er- 
füllen, an das Gemeinschaftliche zu erinnern, was der Eindruck 
der verschiedenen Farbenmodilicationen mit dem Eindrueke aus 
andern Gebieten hat, und dadurch eine zugleich sprachliche und 
begriffliche Beziehung dazu zu vermitteln. Im Allgemeinen nennt 
man die Farben tief oder lebhaft, je nachdem sie bei noch grosser 
Kraft dunkler oder heller sind als die Farbe auf dem Puncte grösst- 
möglicher Kraft, der zwischen beiden inne steht, hingegen ernst, 
schwer, oder heiter, leicht, je nachdem die Kraft durch 
grössere Verdunkelung oder Erhellung mehr geschwächt ist. 
Das vorzugsweise Gefallen nun an dieser oder jener Farbe 
oder Farbenmodilication hängt abgesehen von assoeiativen Mit- 
bestimmungen, auf welche wir hier nicht zurückkommen, wesent- 
lich von der Individualität ab. Der Eine liebt überhaupt durch- 
schnittlich mehr rein receptive, der Andre mehr aetiv aufregende, 
der Eine mehr tiefe, der Andre mehr lebhafte Erregungen, der 
Eine findet sich mehr zum Ernst, der Andre mehr zur Heiterkeit 
gestimmt. Danach auch seine Bevorzugung der Farbe. Allgemein 
gesprochen liebt der Mensch überhaupt mitunterlaufende starke 
rcceptive Erregungen, liebt aber auch, von vorausgegangener 
starker Erregung bei schwächerer oder andersgearteter Erregung 
auszuruhen, und verträgt am längsten und öftersten einen ge- 
wissen mittlern Grad der Erregung, bei dem er sich weder über-
	        
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